„Weil er alle Menschen mit seinem Herzen sieht“: Elias Henkel erhält den Förderpreis Duale Ausbildung

Der 21-jährige Pflegefachmann am Westallgäu-Klinikum Wangen begeistert mit seiner positiven Art – auch den Landrat Harald Sievers.

WANGEN / ACHBERG – Im Rittersaal von Schloss Achberg sind vor wenigen Tagen sechs Auszubildende und ein Ausbildungsbetrieb für hervorragende Leistungen vom Landkreis Ravensburg mit dem „Förderpreis Duale Ausbildung“ geehrt worden. Einer der von Landrat Harald Sievers Gekürten ist Elias Henkel, 21 Jahre junger gebürtiger Wangener, der gerade seine Ausbildung zur Pflegefachkraft abgeschlossen hat und nun in der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Westallgäu-Klinikum arbeitet im Team von Stationsleiter Josef Neidl.

 

Die Pflegeschule Wangen hatte Elias Henkel für den Preis vorgeschlagen, deshalb hielt Schulleiterin Dorothee Maurer die Laudatio für ihn: „Elias hat die generalistische Pflegeausbildung absolviert und sich den vielen Herausforderungen darin gestellt: Altenpflege, Kinderkrankenpflege, ambulante Pflege, Akutpflege – jedes Mal muss man sich auf neue Teams, Aufgaben und Fachbereiche einstellen“, sagte Dorothee Maurer. „Er hat das hervorragend gemeistert, vor allem in der Praxis: Mit seiner fröhlichen, positiven Art kam er bei Patienten, Bewohnern und Kunden bestens an und war immer mit großem Herz bei den Menschen: Patienten, denen man so fröhlich und freundlich begegnet, denen geht es fast schon automatisch besser. In der Theorie tat er sich schwerer“, fügte die Schulleiterin an, „aber es war schön zu sehen, wie er immer mehr Gas gegeben hat, je näher die Abschlussprüfung kam. Man hat sein Wissen fast wachsen gesehen. Elias hat sich im Kurs und über den Kurs hinaus mit seiner positiven, lebendigen, motivierenden, bestärkenden Art sehr hervorgetan. Er konnte Menschen begeistern und gewinnen, war bei Ausbildungsbörsen und in Werbeaktionen für die Oberschwabenklinik aktiv und hat immer seine Begeisterung für den Beruf weitergegeben. Elias sorgte auch für das Anders-Sein-dürfen. Er öffnete seine Klasse und auch die Schule für die Vielfältigkeit, er sprengte Konservatismus und Verhaltensweisen. Bei Lehrern, Dozenten und den Kollegen in der Praxis war er beliebt. Elias, ich freue mich einfach mit Ihnen, dass dieses Engagement nun gewürdigt wird.“

 

Tatsächlich sorgt Elias Henkel mit manchmal grünen, manchmal roten, manchmal blonden Haaren, wahlweise als Tolle, Sturmfrisur oder Scheitel getragen - nicht nur optisch für einen Farbtupfer am Westallgäu-Klinikum; bald wird er mit 30 anderen Krankenhausarbeitern aus der Region auch die Titelseite eines Klinikmagazins im Westallgäu unter dem Motto „Vielfalt“ zieren. Der 21-Jährige war zudem auch Urheber und Ideengeber für kreative und lustige Pflegevideos, und bei der Berufsmesse in der Oberschwabenhallte hat wohl noch nie ein Pflegender auf so mitreißende Art erklärt, wie man einen Blutdruck misst, wie Elias Henkel. „Elias ist gut für das Team, seine positive Art steckt an, und wir sind froh, dass wir ihn haben – und den Aprilkurs, den es in Wangen nur alle drei Jahre gibt. Denn den hatte er vor drei Jahren belegt“, sagt Swen Wendt, Pflegedirektor der Oberschwabenklinik.

 

Selbst Landrat Harald Sievers („Jetzt habe ich gesehen, was Ausstrahlung bedeutet – bleiben Sie bitte bei der OSK“) musste schmunzeln, als der Jungpfleger bei der Übergabe des mit 300 Euro dotierten Preises lachend den „absolut coolsten Kursleitungen Theresa Hess und Ramona Witte-Wenke“ dankte. Auf die Frage nach den Höhepunkten seiner Ausbildung antwortete Elias Henkel: „Man ist als Pfleger in der ersten und in der letzten Minute bei den Menschen dabei. Der Moment, wenn ein Neugeborenes zum ersten Mal atmet und zu schreien beginnt, das ist einfach unbeschreiblich schön. Als ob der Raum in einem Licht erstrahlt. Mein zweiter schönster Moment war, mit meinen Lehrerinnen durch enge Höhlengänge zu kriechen und zu robben. Das war im Rahmen eines Teambuildings und schon sehr speziell.“

 

Elias Henkel, der selbst im Westallgäu-Klinikum geboren ist, kam über die Mittlere Reife – nebenher jobbt er drei Jahre lang am Wochenende in einer Hotelküche – sowie einem einjährigen Freiwilligen Sozialen Jahr in der Endoskopie, Intensiv- und Röntgen-Abteilung am Westallgäu-Klinikum zur Entscheidung, eine Pflegeausbildung zu absolvieren.

 

„Ursprünglich wollte ich Koch werden, dann Rettungssanitäter, aber dafür war ich zu jung. Durch den Fahrdienst in der Endoskopie habe ich dann die ganze Oberschwabenklinik kennengelernt. Wegen Corona bin ich in die Intensivstation gewechselt, und dort merkte ich plötzlich, wie cool eigentlich dieser Beruf ist.“

 

Vor allem, wenn einem diese Tätigkeit so auf den Leib geschneidert ist wie Elias Henkel. „Er ist ein unglaublich sozialer Mensch. Er kann überall und bei allen Begeisterung wecken – ob alt ob jung ob groß ob klein, weil er alle Menschen mit seinem Herzen sieht. Elias ist ein Sonnenschein, ein Herzensmensch, er hat ein helles Köpfchen und das richtige Handling“, sagt seine frühere Praxislehrerin Theresia Hess.

 

Das spürt man auch, wenn Elias Henkel von seinen Erlebnissen mit Patienten berichtet: „Kein Tag ist wie der andere, ich lerne in diesem Beruf so tolle Menschen kennen“, erzählt er. „Heute Morgen wurde eine Patientin entlassen, die ich über mehrere Wochen begleitet habe. Sie fragte mich, ob ich sie zum Abschied umarmen kann. Als ich sie in die Arme nahm, musste sie weinen. Sie sagte mir, dass sie schon so lange keine Freundlichkeit mehr erlebt hat. Wenn man so etwas hört, geht einem das Herz auf. Dass man Menschen so berühren kann, glücklich machen und helfen kann, das ist etwas ganz, ganz Besonderes.“

 

Förderpreis Duale Ausbildung

Die Auswahl-Jury beim „Förderpreis Duale Ausbildung“ setzt sich aus Vertretern der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben, der Handwerkskammer Ulm, der Kreishandwerkerschaft Ravensburg, des Landratsamtes Ravensburg, dem geschäftsführenden Schulleiter für die Beruflichen Schulen im Landkreis sowie dem Landratsamt Ravensburg zusammen.

 

Arbeitsmodelle bei der OSK

Elias Henkel arbeitet in Wangen nach dem 10-4-Arbeitszeitmodell (zehn Tage Arbeit, vier Tage frei): „Ich finde das unglaublich cool, weil man in den vier freien Tagen Zeit hat, Sachen zu machen, kleine Reisen zu unternehmen, sich auf das Leben zu konzentrieren und länger mal runterzukommen und zu entspannen“, sagt der 21.Jährige. „Auch wenn man nach dem zehnten Tag ziemlich platt ist: Ich kann es mir tatsächlich nicht mehr vorstellen, nur zwei Tage frei zu haben. Dass es dieses Modell an der OSK gibt, ist einfach großartig.“