Techniker, die begeistern

Frank Schlezak hat in Wangen Reinhold Bischof abgelöst, der 16 Jahre lang Technischer Leiter am Westallgäu-Klinikum war

Techniker, die begeistern: Links Reinhold Bischof, rechts Frank Schlezak.

Techniker, die begeistern: links Reinhold Bischof, rechts Frank Schlezak, neuer technischer Leiter am Westallgäu-Klinikum Wangen.

Wer sich in den weitverzweigten Keller des Westallgäu-Klinikums wagt, der taucht in eine völlig andere Welt ab, einen Mikrokosmos, in dem nichts mehr an die quirligen Stationen dort oben erinnert. Menschen gibt es hier kaum, keine Ärzte keine Pfleger, keine Patienten, schon gar keine Angehörige, dafür Leitungen und Rohre, die sich durch die zahllosen Gänge und Räume winden wie Riesenschlangen in einem Labyrinth. Es ist eine Welt mit Schrauben und Schläuchen, mit Drehverschlüssen und Dämmstoffen, mit Kabeln und Kupferdraht. Und doch ist der Maschinenraum der Klinik keineswegs düster, im Gegenteil: Die Wangener Unterwelt funkelt zuweilen wie Lametta am Weihnachtsbaum. Silberne Edelstahlbehälter spiegeln sich im Licht der Halogenlampen, und im Brennraum des Hackschnitzelkessels glüht und brodelt es durchs Sichtfenster wie in einem Vulkan.

Reinhold Bischof fühlte sich pudelwohl in dieser Welt aus Stahl, klar, der gebürtige Haslacher hatte sie sich ja bewusst ausgesucht, damals, vor 26 Jahren, als der gelernte Elektroinstallateur und -meister vom Ravensburger Omira-Milchwerk an die OSK und nach Wangen wechselte. Zunächst arbeitete er zehn Jahre lang im Kundendienst und betreute die Sterilisatoren aller OSK-Kliniken. Dann stieg er zum Technischen Leiter auf. Plötzlich war er einer der Hauptverantwortlichen, als es darum ging, Leib und Leben der Patienten zu bewahren.

Bevor er kürzlich mit 64 Jahren seinen letzten Arbeitstag am Westallgäu-Klinikum hatte, blickte er nochmals zurück – nicht ohne Stolz: „Ohne Strom und Energie geht in einem Krankenhaus nichts. Die Aufrechterhaltung der Energieversorgung, der Infrastruktur und des Betriebs in der Klinik, auch der Schutz im Katastrophen- und Krisenfall, dafür sind wir in der Technik da“, sagte Reinhold Bischof. „Wir müssen dafür sorgen, dass alles funktioniert, und das betrifft ganz viele Bereiche: OP-Säle, Monitore, Brandschutz, Sauerstoffversorgung, Notstrom-Aggregate, Abwasser, Telefon. Alles muss dauerhaft, konstant funktionieren, 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag.“ Alle lebenswichtigen Maschinen, Aggregate und Abläufe seien natürlich automatisiert, alles werde digital gesteuert. Dennoch müssten die Maschinen laufend überprüft werden, auch manuell. Fazit: „Die Technik leistet einen unverzichtbaren Beitrag, um den Betrieb in einer Klinik rund um die Uhr aufrechtzuerhalten.“

Sieben Mitarbeiter groß ist das Technik-Team in Wangen, das nun seit 1. Dezember von Frank Schlezak angeführt wird. Der 59-jährige Baienfurter, Vater dreier Kinder, wechselte von der Technik im St. Elisabethen-Klinikum, wo er 16 Jahre Fachbereichsleiter Elektro war, als Leiter Haus- und Betriebstechnik nach Wangen. Der gelernte Elektro-Anlagen-Installateur und Elektromeister begann seine Arbeit am Westallgäu-Klinikum bereits vor einigen Monaten, um sich von Reinhold Bischof die Stärken, aber auch die Tücken der dortigen Technik erklären zu lassen. Reinhold Bischof selbst hatte Frank Schlezak als Nachfolger empfohlen. Gemeinsam prüften die beiden in den letzten Monaten Aufträge und Wartungsintervalle, machten Kontrollgänge, besuchten kooperierende Fremdfirmen und checkten jeden Handgriff doppelt, um auch bei der Übergabe auf Nummer sicher zu gehen. Frank Schlezak sagt: „Für mich ist es eine neue Herausforderung, auch eine Chance, Verantwortung zu übernehmen. Ich kenne die Klinikabläufe im EK, deshalb war ich bestimmt eine naheliegende Besetzung – auch wenn die Häuser und die Technik natürlich sehr unterschiedlich sind.“

Während das EK 2018 neu errichtet wurde und auf dem neuesten Stand der Technik ist, hat das Westallgäu-Klinikum gerade seinen 109. Geburtstag gefeiert. Obwohl viele Anlagen seither erneuert, ausgetauscht, generalsaniert und auf den Stand der Zeit gebracht wurden, hat das Gros der Infrastruktur schon einige Jahre auf dem Buckel. Manches muss in den kommenden Jahren ersetzt werden – das wird Frank Schlezaks Hauptaufgabe werden. „Auch die geplante Sanierung der Klinik wird natürlich eine große Herausforderung werden für uns. Es geht aber auch darum, den Bestand in Schuss zu halten: die Brandmeldeanlage zu optimieren, die LED-Beleuchtung oder den Hauptverteiler auszuwechseln“, sagt der neue Technikleiter.

Arbeit gibt es genug, fast ununterbrochen klingelt während des zweistündigen Besuchs in der Wangener Unterwelt das Telefon. „Die große Kunst in einer Technik-Abteilung ist es, Prioritäten zu setzen, es ist ähnlich wie in der Notaufnahme. Das, was für den Betrieb am wichtigsten ist, hat Vorrang, manches muss verschoben werden. Wir verstehen, dass es nicht immer leicht ist zu warten und das zu akzeptieren, aber letztlich ist dieses Prinzip für die ganze Klinik überlebensnotwendig“, sagen die beiden Techniker. Bedeutet in der Praxis: Als erstes zählt, dass die Maschinen laufen. Trotz der mannigfaltigen Aufgaben sind beide noch immer fasziniert von dem, was sie da täglich vor sich sehen. „Die Urgewalt der Maschinen, das Zusammenspiel, die Kraft der Technik“, das begeistert die beiden immer wieder aufs Neue.

Humorvolle Momente erlebt ein Technischer Dienst ab und an auch. Reinhold Bischof erinnert sich noch gut daran, wie er alarmiert wurde, weil irgendwo Frösche seien in der Klinik. Akribisch inspizierten die Techniker das Haus und stießen schließlich auf einen Lichtschacht, aus dem es verzweifelt quakte. Sie befreiten die Amphibien und beendeten die nächtliche Unruhe in der Klinik. „Techniker müssen Alleskönner sein“, sagt Reinhold Bischof lächelnd. Als technisches Multitalent wird der 64-Jährige, der all die Jahre zur Klinik radelte, auch im Ruhestand noch gebraucht werden, er hat zwei Töchter und vier Enkel.

Reinhold Bischof verlässt das Westallgäu-Klinikum mit viel Dankbarkeit: „Ich hatte einen abwechslungsreichen Job und auch Verantwortung“, sagt er. „Hätte es nicht Spaß gemacht und wäre die OSK nicht so ein guter, verlässlicher und krisensicherer Arbeitgeber, wäre ich sicher nicht 26 Jahre geblieben.“