Student aus Jemen am EK

Ahmed Abu Ali studiert an der brandenburgischen technischen Universität Cottbus Medizintechnik. Der aus Sanaa im Jemen stammende Student ist derzeit für drei Monate im Krankenhaus St. Elisabeth (EK) in Ravensburg. In der Klinik für Radioonkologie forscht er derzeit für seine Bachelor-Arbeit. Chefarzt Privatdozent Dr. Bernhard Berger und Diplom-Physiker Ulrich Beyer betreuen den wissbegierigen Studenten.

Ahmed Abu Ali ist seit 2008 in Deutschland. Nach dem Abitur in Sanaa, das er mit sehr guten Noten abgeschlossen hat, entschloss er sich, Medizintechnik zu studieren. Und zwar in Deutschland. "Ein Studienabschluss an einer deutschen Hochschule genießt in Jemen einen sehr guten Ruf. 90 Prozent aller medizintechnischen Geräte in jemenitischen Krankenhäusern stammen aus Deutschland. Was liegt also näher, als in Deutschland zu studiere?", sagt der selbstbewusste junge Mann in fließendem Deutsch. Die Sprache hat er sehr schnell gelernt. Er ist alleine nach Deutschland gekommen. Wöchentlich hält er Kontakt mit seiner Familie in Sanaa.

An Chefarzt PD Dr. Bernhard Berger hat Ahmed Abu Ali eine Initiativbewerbung geschickt, nachdem er sich auf der Homepage der OSK informiert hat. "Die Darstellung der Abteilung und das breite Spektrum haben mich interessiert", erklärt er. Der Zeitpunkt war sehr günstig. Nach der Inbetriebnahme der neuen Strahlentherapie hat Diplom-Physiker Ulrich Beyer nun Zeit, sich um den Praktikanten zu kümmern.

Ahmed Abu Ali macht morgens Literaturrecherche. Mittags nimmt er dann verschiedene Simulationen an einem Phantom vor. Er untersucht die Beweglichkeit von Lungentumoren und wie diese durch die Atmung wandern. "Die Erkenntnisse aus den Versuchen von Herrn Abu Ali werden in unsere Arbeit in der Strahlentherapie einfließen. Sie sind wertvoll für unsere tägliche Arbeit", sagt Ulrich Beyer. Es ist eine Situation, von der beide Seite profitieren: Ahmed Abu Ali hält danach seine Bachelor-Arbeit in den Händen, PD Dr. Berger und Ulrich Beyer wichtige Erkenntnisse, die sonst der Diplom-Physiker alleine erarbeiten müsste. "He, nicht vergessen: Ich mach auch meine Master-Arbeit hier!", ruft der junge Mann aus Jemen Ulrich Beyer zu.

Was Ahmed Abu Ali nach seinem Studium macht, weiß er noch nicht. "Zunächst will ich in Deutschland noch Erfahrungen sammeln. Dann gehe ich vielleicht zurück in den Jemen", so Abu Ali. In seinem Heimatland nehmen Krebserkrankungen zwar zu, doch viele Krankenhäuser entsprechen nicht dem internationalen Standard. Das Land leidet unter den Folgen des Krieges. Viele lassen sich im Ausland behandeln. "Vielleicht kann ich auch dazu beitragen, den Standard im Jemen zu erhöhen. Auf alle Fälle will ich helfen. Mensch ist Mensch - egal wo", sagt er.

Ulrich Beyer und Ahmed Abu Ali sind schon ein sehr gut eingespieltes Team. "Das hat von Anfang an auch menschlich sehr gut gepasst", sagt Ulrich Beyer. Kontakte zu finden ist offensichtlich leicht für Ahmed Abu Ali. "Ich habe hier schon viele Menschen kennengelernt. Alle sind supersuper nett zu mir", bestätigt der junge Mann aus Jemen. Fremdenfeindliche Äußerungen hat er in Ravensburg noch nie erlebt. Im Gegenteil: Er fühlt sich freundlich aufgenommen. Die Stadt gefällt im gut - die alten Häuser und Türme. Er geht gerne aus. Das oberschwäbische Schmuddelwetter macht ihm nichts aus.