Stroke Nurse leistet nach Schlaganfall wertvolle Hilfe – Einsatz weitere zwei Jahre gesichert

Für Schlaganfallpatienten ist im Anschluss an die Akutversorgung in der Klinik eine kompetente Nachsorge von größter Bedeutung. Mit der „Stroke Nurse“, der Schlaganfall-Krankenschwester, gibt es in Ravensburg seit fünf Jahren ein erfolgreiches Modell. Patienten, die von der Stroke-Nurse betreut werden, haben ein wesentlich geringeres Risiko, erneut einen Schlaganfall zu erleiden. Die Finanzierung ist dank des Engagements mehrerer Krankenkassen für weitere zwei Jahre gesichert.

Stroke Nurse Pia Bader umrahmt von (von links) Andreas Vogt von der Landes-TK, Sozialminister Manfred Lucha, Prof. Dr. Dietmar Bengel und Dr. Thomas Staudacher.

Die Versorgung von Menschen nach einem Schlaganfall ist am St. Elisabethen-Klinikum hervorragend, stellte Prof. Dr. Dietmar Bengel, Leiter des Schlaganfallzentrums, zur Eröffnung eines kleinen Symposiums fest. Ein Urteil, das Sozialminister Manfred Lucha gerne bestätigte. Die Neurologie am EK kann sich auf alle notwendigen Nachbarfächer stützen, vor allem auf die von Chefarzt Dr. Alfons Bernhard geleitete hoch leistungsfähige interventionelle Neuroradiologie.

Wie an kaum einem anderen Standort hat sich auch um die Klinik herum eine Struktur gebildet. Seit 20 Jahren engagiert sich der Förderverein gegen den Schlaganfall unter Vorsitz von Prof. Dr. Hans-Joachim von Büdingen für die Patienten. Hartmut Bonnemeyer blickte für den Förderverein zurück. Mit der Etablierung von Stroke Units nur an Unikliniken wollte man sich nicht zufrieden geben wollte. "Das EK wurde als Modell im ländlichen Raum etabliert." Seit 2002 betreibt Karin Geffers, selbst von einem Schlaganfall betroffen, am EK ehrenamtlich eine Infostelle. Seit über fünf Jahren gibt es die Stroke-Nurse Pia Bader. "Die Finanzierung war immer ein Problem", sagte Prof. Bengel. "Zwischendurch haben wir um das Projekt gezittert."

Eine Patientin berichtete, wie Pia Bader ihr helfen konnte. Vor fünf Jahren hat sie einen Schlaganfall erlitten. Neben einer mechanischen Rekanalisation haben ihr die Neuroradiologen einen Stent eingesetzt. Nach nur einer Woche ging es wieder nach Hause. "Äußerlich merkte man mir nichts an. Ich hatte keine Lähmungen mehr, keine Sprachstörungen, keine Erinnerungslücken." Sie ist dankbar für die Versorgung in der Klinik und danach beim niedergelassenen Facharzt. "Aber für das, was in meinem Kopf vorgeht, wie ich mich fühlte, dafür haben die Ärzte zu wenig Zeit."

Wohl aber die Stroke Nurse. "Mit allen Ängsten und Fragen habe ich mich an Pia Bader gewandt." Selbst Antworten zu suchen, ist auch im Internet-Zeitalter keine Option für sie gewesen: "Ich wäre vom Kopf her überhaupt nicht in der Lage gewesen, mich an einen PC zu setzen." "Allein schon das Wort Schlaganfall löst bei vielen Patienten Panik und Ängste aus", weiß Pia Bader. In der Klinik sind die meisten noch hoch motiviert, die Lebensführung zu ändern und so Risikofaktoren zu minimieren. Aber zu Hause beginnt der Alltag mit der Gefahr, in alte Muster zurückzufallen. "Dann ist es gut, wenn jemand zur Seite steht und die Kontrolle übernimmt."

Pia Bader nimmt unmittelbar noch während der Akutbehandlung mit den Patienten Kontakt auf, besucht sie zu Hause, koordiniert die Weiterbehandlung und überwacht in Absprache mit den Ärzten Risikofaktoren und den Verlauf. Dr. Thomas Staudacher, Oberarzt an der Klinik für Neurologie, stellte die bisherigen Ergebnisse vor, die belegen, wie segensreich die Arbeit ist. Untersucht wurden die Verläufe bei 517 Patienten. Das Risiko, wieder einen Schlaganfall zu erleiden, ist bei der Betreuung durch die Stroke Nurse signifikant niedriger als bei einer Kontrollgruppe.

Allerdings ist ihr Einsatz nicht im Leistungskatalog der Krankenkassen enthalten. Fünf Jahre lang konnte der Förderverein über Spenden die Stelle finanzieren. Nun ist über das Förderprojekt "Hilfe zur Schlaganfallbewältigung"; das die Selbsthilfegruppe für Schlaganfallbetroffene und Angehörige Ravensburg aufgelegt hat, das Geld für weitere zwei Jahre gesichert. Die Technikerkrankenkasse, die Betriebskrankenkassen und die Knappschaft unterstützen das Förderprojekt. "Es ist unser gesetzlicher Auftrag, Selbsthilfe zu fördern", erläuterte Andreas Vogt von der Landes-TK.

Sozialminister Lucha, der sich selbst für die Finanzierung der Stroke Nurse eingesetzt hatte, freut es. "Die Stroke Nurse lässt die Menschen nicht allein und ist da, wenn sie gebraucht wird." Das EK sei eines von elf hoch spezialisierten Schlaganfallzentren im Lande, womit es in Baden-Württemberg insgesamt eine sehr gute Versorgung gebe. Dr. Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, lobte den sektorübergreifenden Ansatz der Stroke Nurse: "Sektorübergreifend ist menschlich."