Stephanie Drenseck baut die Orgel für die EK-Kapelle

Die Orgelbaumeisterin Stephanie Drenseck baut in ihrer Werkstatt in Korntal-Münchingen für die Kapelle des St. Elisabethen-Klinikums eine neue Truhenorgel. Am letzten Sonntag im Februar ist die Einweihung vorgesehen. Dann ist die Ausstattung der 2013 eingeweihten und bei vielen Menschen beliebten Kapelle komplett. Finanziert wird die Orgel über den Förderverein „Freunde der neuen Kapelle im EK“.

Der katholische Pfarrer Dieter Sasser, die evangelische Pfarrerin Irene Palm sowie Udo Rüdinger, Kirchenmusiker und bischöflicher Orgelsachverständiger haben Stephanie Drenseck sowie Tilman Trefz, Orgelbaumeister, in Korntal-Münchingen besucht, um sich über die Fortschritte zu informieren. Alle waren von dem bisherigen Ergebnis begeistert. "Die Truhenorgel passt sehr gut in die neue und moderne Kapelle", meinte Dieter Sasser.

Seit knapp sechs Monaten arbeitet die Orgelbaumeisterin an der Truhenorgel, wie beispielsweise den Holzpfeifen, der Klaviatur oder der Pedale. Sie verwendete europäisches Ahornholz, eine helle Holzart mit schlichter Textur. Dieses bekommt Stephanie Drenseck von Holzhändlern als Brettware. Sie kann selbst Einfluss auf die Qualität und Optik des Holzes nehmen. Sie achtet besonders darauf, dass das Holz eine schöne Holzmaserung hat.

Bei der Holzauswahl hat sich Stephanie Drenseck an dem Altar der Klinikkapelle orientiert. Er ist ebenfalls aus hellem Gestein mit farbigen Einschlüssen geschaffen. Zudem ist das Gehäuse der Orgel geölt, weil "eine lackierte Oberfläche schnell sehr künstlich ausschaut", meint Drenseck. Geölte Oberflächen dagegen wirken sehr natürlich und die Holzmaserung kommt sehr schön zur Geltung.

Holz sei ein hygroskopischer Werkstoff, der sich dem Raumklima angleicht, erklärt die Orgelbaumeisterin. Das heißt, ist es sehr feucht, dann wird Holz geringfügig größer, man spricht von "quellen". Ist es eher trocken, dann schrumpft das Holz, man spricht von "schwinden". Auf diese Weise würde sich das Holz ständig an das Umgebungsraumklima anpassen. Da das Klinikum gleichmäßig klimatisiert ist, wird sich das Holz einmal an das entsprechende Raumklima anpassen. Neben Holz werden als weitere Materialien Messing, Eisen, Filz und Leder eingesetzt.

Eine Truhenorgel zeichnet sich durch ihre kleine und kompakte Bauweise aus. Im Unterbau befindet sich ein Motor, der den Wind in den Balg hineinbläst. Der Balg ist ein Gerät, mit dem ein Luftstrom erzeugt wird, wenn dieser zusammengepresst wird. Durch einen trennbaren Kanal kommt der Wind in den Oberbau. In diesem befindet sich der Bereich des Kanals, der den Wind in die Windlade hineinführt. Auf dieser stehen alle Pfeifen. In der Windlade wird der Wind über die Tonventile, die der Organist mit den Tasten ansteuern kann, zu den entsprechenden Pfeifen verteilt. Mit der Registermechanik kann der Organist seine Klangfarben wählen. Da die Orgel zusätzlich eine Pedalklaviatur hat, befindet sich im Unterbau noch die Pedalmechanik.

Jede Taste verfügt über ein zugeordnetes Tonventil der Windlade. Wird eine Taste gedrückt, so strömt der Wind in die entsprechenden Pfeifen und bringt diese zum Erklingen. Aus jeder der eingebauten Pfeifen kann ein einziger Ton hörbar werden. Die Hauptklangabstrahlung findet in der Truhenorgel über der Notenpultfüllung statt. Jeder Organist kann selbst entscheiden, ob er mit oder ohne Pedalklaviatur die Orgel spielt, da diese abgenommen werden kann. Der Vorteil ist außerdem, dass die Orgel ohne die Pedale leichter zu transportieren ist.

Zum besseren Erkennen der Notenbücher und -blätter wird das Notenpult mit einem LED-Licht beleuchtet. Die elektrischen Bauteile der Orgel sind neben der Notenbeleuchtung der Motor und die Pedalbeleuchtung. Diese werden gemeinsam mit einem Kippschalter eingeschaltet. An beide Schalter gelangt der Organist, wenn er das Notenpult hochklappt.

Stephanie Drenseck ist seit 2012 Orgelbaumeisterin. In ihrer zuvor zehn jährigen Gesellenzeit war sie in unterschiedlichen Orgelbaufirmen angestellt. Auch eine Schreinerlehre hat sie 1997 absolviert. Somit bringt sie einige handwerkliche als auch technische Erfahrungen mit. Neben dem Orgelbau fertigt sie auch Einzelmöbel und Einbaumöbel jeglicher Art an. Ihre Werkstatt besteht aus zwei separaten Räumen. Im sogenannten Maschinenraum wird das Holz passend zugeschnitten. Der Raum ist mit modernen Maschinen ausgerüstet und hat ein Holzlager. Zusätzlich besitzt sie einen "Bankraum" mit einer Werkbank. Dort lagert sie unter anderem ihre Werkzeuge.

Unterstützung zur Umsetzung des Orgelprojektes hat sie sich von Tilman Trefz geholt. Auch er hat sich auf den Orgelbau und insbesondere auf die Intonation spezialisiert. Der Orgelbaumeister wird die Truhenorgel intonieren. Das heißt, an den von Luft umströmten Teilen der Pfeifen wird handwerklich gearbeitet, bis jede Pfeife aus der zugeführten Luft den schönst möglichen Ton erzeugt. Er wird den Klang und die Lautstärke formen, in dem alle Pfeifen bearbeitet werden. "Man muss behutsam die Kanten brechen, feilen, etwas mehr oder weniger Luft geben und genau hinhören, welcher Klang dem Raum gut tut", erklärte Tilman Trefz und fügte hinzu: "jedes Pfeifenregister hat eine eigene Klangfarbe mit eigenem Charakter". Da es in der Orgel sehr eng zugeht, müssen die Pfeifen verschachtelt und in der richtigen Reihenfolge untergebracht werden.

Die Metallpfeifen kommen von einer Zulieferfirma, die das Material selbst gießt, hobelt und verlötet. Dort wurden die Pfeifen aus einer Zinn-Bleilegierung nach Maßen gebaut, die Stephanie Drenseck und Tilman Trefz festgelegt haben.

Nach den Feiertagen wird die Orgel im EK aufgebaut. Am 25. Februar ist die Einweihung vorgesehen. Dies ist noch nicht am endgültigen Bestimmungsort in der Kapelle, sondern aufgrund des erwarteten großen Interesses in der Halle des EK. Da die Orgel mit ihren Rollen mobil einsetzbar ist, kein Problem.