Schlaganfallpatienten wird im Landkreis schnell geholfen

Innerhalb einer Stunde sollte nach Einlieferung eines Schlaganfallpatienten die Therapie beginnen. Die „goldene Stunde“ wird im Krankenhaus St. Elisabeth Ravensburg in den meisten Fällen sogar noch unterschritten. Innerhalb von 30 bis 45 Minuten ist die Infusion gelegt, um mit der medikamentösen Wiedereröffnung eines verschlossenen Gefäßes zu beginnen, berichtete Privatdozent Dr. Dietmar Bengel, Chefarzt der Klinik für Neurologie am EK, beim Infofmationstag „Notfall Schlaganfall“.

Chefarzt Dr. Nico Prey (hinten rechts) und Oberarzt Dr. Alfons Bernhard (links) von der Neuroradiologie des EK erklärten, wie Aufnahmen im Computertomographen (CT) zustande kommen.

Verbunden mit einem Überwachungsmonitor der Schlaganfall-Spezialstation (Stroke Unit) konnten die Besucher ihre eigenen Daten sehen.

Stroke Nurse Pia Bader, die frühere Schlaganfallpatienten ambulant zu Hause nachbetreut, hat bei den Besuchern den Blutzucker gemessen

Das EK ist mittlerweile nicht mehr nur Sitz einer Schlaganfall-Spezialstation mit 14 Betten (Stroke Unit), sondern neuerdings im Schlaganfallkonzept des Landes Baden-Württemberg als überregionales Schlaganfallzentrum ausgewiesen. Im ganzen Land gibt es nur neun solcher Zentren. Sie sind an den Uni-Kliniken sowie an den großen Krankenhäusern in Stuttgart, Mannheim Ludwigsburg, Karlsruhe und eben Ravensburg eingerichtet.

„Der Landkreis Ravensburg ist bei der Versorgung von Schlaganfallpatienten hervorragend aufgestellt“, betonte PD Dr. Bengel. Das liege nicht allein am EK. Der Notarztdienst im Landkreis sei sehr gut geregelt und es gebe klare Absprachen. „Der Notarzt ist nicht nur  Arzt, sondern er ist auch Logistiker“, erläuterte Dr. Bengel. Er sorgt dafür, dass der Patient in die geeignete Klinik kommt, dass beim Eintreffen alle Informationen vorliegen und nimmt bereits während der Fahrt Blut ab. „Diese Vorarbeit ist ungemein wichtig, damit es in der Notaufnahme und im Labor keine Verzögerungen gibt“, betonte der Chefarzt.

In der Klinik erfolgt umgehend die Aufnahme im Computertomographen. Die Ärzte müssen wissen, ob der Schlaganfall durch eine Durchblutungsstörung aufgrund einer Thrombose oder Embolie oder aber durch ein gerissenes Blutgefäß verursacht wurde. Daran entscheidet sich der Therapieansatz. „Das erkennen wir nur mit der CT-Aufnahme“, so PD Dr. Bengel.

Mittels des medikamentösen Lyseverfahrens gelingt es, kleine und mittelgroße Gefäße zu öffnen. Bei großen Gefäßen führt die medikamentöse Therapie oft nicht zu einem befriedigenden Ergebnis. Dann ist eine Spezialdisziplin des EK gefragt: die Neuroradiologie, die es in  der Region nur in Ravensburg ist. Chefarzt Dr. Nico Prey und seine Kollegen führen Mikrokatheter in die Blutbahnen im Gehirn ein, mittels derer sie Gerinnsel mechanisch entfernen. „Es ist für uns ein tolles Erlebnis, wenn wir am nächsten Tag auf Station sind und der Patient sitzt beim Frühstück im Bett“, erzählte Dr. Prey.

Es ging am Infotag nicht nur um die akute Versorgung von Schlaganfallpatienten. Oberarzt Dr. Thomas Staudacher berichtete über die Zeit danach. „Zeit ist Hirn, aber Hirn braucht auch Zeit“, wandelte er die bekannte Weisheit ab. Er erläuterte, wie die Therapie die Regeneration des Gehirns unterstützt und dass nach einem frischen Schlaganfall zu großer Ehrgeiz sogar schaden kann. Dr. Staudacher wies in diesem Zusammenhang auf den mittlerweile statistisch belegten Erfolg des Projektes „Stroke Nurse“ bei der Nachbetreuung von Schlaganfallbetroffenen hin.

Bei ihren Infotagen legt die OSK immer einen Schwerpunkt darauf, dass die Besucher gar nicht erst Patienten werden. Über Prävention sprach beim Schlaganfalltag Oberärztin Dr. Christine Rückert. Sie berichtete, wie man schon durch einfache Verhaltensregeln sein Schlaganfallrisiko senkt. Der Verzicht auf die Zigarette gehört genauso dazu wie der richtig eingestellte Blutdruck und die gesunde Ernährung. Schon eine halbe Stunde körperlicher Aktivität am Tag wäre ein weiterer wichtiger Beitrag, so die Ärztin. „Regelmäßige körperliche Aktivität senkt das Schlaganfallrisiko schon um 20 bis 30 Prozent!“