Prostatakrebs: Das Zentrum macht den Unterschied

Ravensburg – Im Rahmen der Vortragsreihe Treffpunkt Gesundheit der Oberschwabenklinik informierte Privatdozent Dr. Bernhard Berger, Chefarzt der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie am Ravensburger St. Elisabethen-Klinikum, über aktuelle Möglichkeiten der Therapie bei Prostatakrebs. Unter dem Titel „Prostatakrebs – und nun? Wege zur bestmöglichen Therapie“ zeigte er in einem lebendigen und gut besuchten Vortrag auf, wie wichtig eine individuelle, interdisziplinär abgestimmte Behandlungsentscheidung für betroffene Männer ist.
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes – doch wie Dr. Berger betonte, bedeutet diese Diagnose heute keineswegs automatisch eine bedrohliche Prognose. Vielmehr sei sie der Startpunkt für eine gezielte, maßgeschneiderte Behandlung. Entscheidend sei, dass Patienten nicht vorschnell einer einzelnen Methode folgen, sondern die gemeinsame Beratung im zertifizierten Zentrum suchen: „Zertifizierte Prostatakarzinomzentren stehen für Qualität, Erfahrung und Zusammenarbeit – Urologen, Strahlentherapeuten und Onkologen entscheiden dort gemeinsam mit dem Patienten über den besten Weg.“ Dr. Berger wies in diesem Zusammenhang auf die interdisziplinäre gemeinsame Sprechstunde hin, die in der Oberschwabenklinik fest etabliert ist. Hier beraten Urologe und Strahlentherapeut gemeinsam – ein Angebot, das vielen Männern Orientierung und Sicherheit gibt.
Dr. Berger stellte die verschiedenen etablierten Therapiewege verständlich vor: von aktiver Überwachung bei niedrigem Risiko über moderne Strahlentherapieverfahren bis hin zur Operation, die an der Oberschwabenklinik mit einem Da-Vinci-Roboter durchgeführt wird. Letztere ermöglicht eine nervenschonende Vorgehensweise – mit dem Ziel, Erektionsfunktion und Kontinenz möglichst gut zu erhalten.
Mit einem klaren Plädoyer warb Dr. Berger für Sport als vorbeugende Maßnahme und zur Begleitung während einer Krebstherapie: „Bewegung ist einer der wirksamsten Faktoren, den Sie selbst in der Hand haben – Nordic Walking, Schwimmen oder Radfahren sind ideale Aktivitäten.“ Ermutigende Nachrichten hatte Berger auch für Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung: „Metastasen bei Prostatakrebs sind nicht mit denen bei Lungen- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs vergleichbar. Viele Männer leben auch in dieser Phase noch viele Jahre – mit guter Lebensqualität.“
Dr. Berger beantwortete zahlreiche Fragen aus dem Publikum – etwa zur Wartezeit auf eine Strahlentherapie (aktuell etwa zwei bis drei Wochen), zu hilfreichen Informationsquellen (z. B. Selbsthilfegruppen oder die Seiten der Deutschen Krebsgesellschaft) - aber auch die Frage eines Zuhörers, ob ein Fahrradsattel Prostatakrebs begünstigen könne: „Hierzu gibt es bisher keinen wissenschaftlichen Nachweis“, entgegnete der Chefarzt und ergänzte: „Es gibt ja heute auch sehr gute Sättel mit Aussparung, die den Druck auf die Prostata reduzieren.“
Der Abend endete mit viel Applaus – für einen Vortrag, der fachlich fundiert, menschlich zugewandt und praxisnah Orientierung gab.