Pilotprojekt beim Abbruch des EK-Hochhauses

Nachdem das alte Hochhaus am EK bis auf den Rohbau entkernt worden ist, hat nun der „schwere“ Abbruch begonnen. Das beauftragte Unternehmen, die Firma Lämmle, setzt dafür nicht einen 150-Tonnen-Großbagger, sondern kleine ferngesteuerte Roboter-Bagger ein. Der Abbruch in Ravensburg ist ein Pilotprojekt, aus dem man sich Erkenntnisse auch für komplizierte Abbruchvorhaben in Großstädten erwartet.

Großer Bagger, kleine Bagger: Roboterbagger werden die obersten beiden Geschosse des EK-Hochhauses abbrechen. Ab Obergeschoss sieben reicht der Greifarm des großen Baggers.

Der gegenwärtig bereits am EK-Hochhaus stehende Bagger hat zwar schon eine beachtliche Größe. Aber der Greifarm reicht nicht ganz bis auf die obersten Etagen des nur als Gerippe dastehenden Gebäudes. Zunächst hatte man erwogen, einen Großbagger anzufahren, um den Abbruch zu bewerkstelligen. Doch dann haben sich die Experten der Firma Lämmle umentschieden. Sie wollen mit zwei Roboterbaggern die Attika und die obersten beiden Geschosse abtragen. Ab da reicht die Greifhöhe des normalen Baggers.

"Es ist ein Pilotprojekt, mit dem wir Neuland betreten", sagt Thomas Krug, Geschäftsführer Rückbau und Entkernung bei der Firma Lämmle Recycling GmbH mit Sitz in Eberhardzell im Landkreis Biberach. Roboterbagger setzt die Firma zwar bereits seit vier Jahren ein, aber bisher nur zur Entkernung. Jetzt sollen sie auch den "schweren" Abbruch bewerkstelligen. Die Geräte sehen zwar von ihrer Größe her eher unscheinbar aus, doch sie haben es in sich. Sie sind elektrisch betrieben, können bis zu 36 Zentimeter dicke Stahlbetonteile durchtrennen und besitzen eine Brechkraft wie ein 17-Tonnen-Bagger.

Technisch wird der Rückbau mit diesen Geräten gelingen, ist Thomas Krug überzeugt. "Das Pilotprojekt wird wegweisend sein." Wertvolle Erfahrungen erhofft er sich vor allem für komplizierte Abbruchprojekte in den beengten Verhältnissen der Großstädte. "Dort kann kein 150-Tonnen-Bagger hinein", sagt er. "Was den Abbruch anbelangt, sind wir immer auf der Suche nach neuen Techniken."

Bis Ende Oktober sollte das 1963 eingeweihte Hochhaus als letztes Relikt des alten Krankenhauses verschwunden sein, erwartet Albert Schmid, Projektleiter beim Eigenbetrieb IKP des Landkreises Ravensburg. An gleicher Stelle wird kein neues Gebäude mehr entstehen. Im April nächsten Jahres gehe es dann an die Gestaltung des Außenbereiches mit dem Teich als Mittelpunkt. Der kleine Park wird die "Schokoladenseite" des EK-Campus sein, meint Schmid.

Seit Anfang Juni steht das Hochhaus leer. Die Verwaltung der OSK ist in die die frühere Kinderklinik umgezogen. In den vergangenen eineinhalb Monaten sind alle Einbauten entfernt worden. Dazu gehörten Holz, Glas, Leitungen, Estrich und vieles andere. Vom Strom- und Wassernetz ist das Haus getrennt. Mit leeren Fensterhöhlen steht das Gebäude derzeit annähernd auf einen Rohbau zurückgeführt da. Eine große Herausforderung sei es schon beim Bettenhaus West gewesen, den Abbruch so schonend wie möglich für das daneben liegende Klinikum und seine Patienten durchzuführen, berichtet Schmid. Das werde jetzt auch beim Hochhaus gelingen. Das benachbarte Bettenhaus ist mit einem netzbestpannten Gerüst abgesichert.

Statischer Kern des Gebäudes ist der Aufzugsschacht, erläutert Thomas Krug. Die beiden Aufzüge sind ganz nach unten gefahren worden. Der Schacht erfüllt für die Abbruchexperten jetzt noch eine andere wichtige Funktion: Durch ihn lässt sich das Material nach unten werfen. Die Teile einfach außen herunterfallen zu lassen, wäre zu unberechenbar. Oben am Hochhaus herrsche eine ganz andere Thermik als unten am Gebäude. Auch dies will beim Abbruch eines Hochhauses bedacht sein.

Der Schutt wird bereits beim Abbruch bis auf Kieselstein- der maximal Kopfgröße zermalmt. Ein Teil des Abbruchmaterials wird zur Neugestaltung des Geländes am EK gebraucht. Der andere Teil wird abgefahren und kann auf anderen Baustellen eingesetzt werden, zum Beispiel für den Unterbau von Straßen. Eine neue Straße entsteht demnächst an der Westseite des Klinikums: die Zufahrt zur Notaufnahme auf dem Hang parallel zur Gartenstraße. Wenn sie im kommenden Jahr fertiggestellt ist, entfällt die provisorische Rettungswagenzufahrt an der Südseite und der stadtwärts gelegene Eingang gehört wieder den Fußgängern.