OSK hilft Kriegsopfern in der Ukraine und übergibt Klinikmaterial an „Lindau hilft“ und Ralf Eisenhut

Krankenhäuser in der Ukraine haben Hilfe aus Ravensburg erhalten

Ravensburg – „Zwei Länder, eine Liebe“, steht auf dem kunterbunten Transporter von Ralf Eisenhut. Der 55-Jährige hat ihn blau-gelb und schwarz-rot-gold lackiert, als Zeichen der deutsch-ukrainischen Freundschaft. Kürzlich stand das farbenfrohe Gefährt vor dem St. Elisabethen-Klinikum in Ravensburg und wurde mit einem ebenso kunterbunten Mix an Klinikmaterial beladen: mit Mundschutzmasken, Latex-Untersuchungshandschuhen, mit OP-Lampengriffen, OP-Abdeckungen und Implantaten. Material, das die OSK selbst geschenkt bekam, das sie im Überfluss hatte oder für das sie keine Verwendung mehr fand.

 

Ralf Eisenhut und sieben Mitstreiter machten sich mit der Spende auf Richtung Ukraine – inklusive eines vollbepackten 7,5-Tonners, vier weiterer Transporter und einem Feuerwehrwehrfahrzeug, das Eisenhut der Gemeinde Bodolz (Kreis Lindau) dank seiner gesammelten Geldspenden für 10.000 Euro abgekauft hat. Das Team verteilte die Spenden in mehreren ukrainischen Städten an caritative und soziale Einrichtungen, etwa Waisenheime oder Behinderteneinrichtungen. Die OSK-Materialien wurden an Kliniken in Winnyzja und Dnipro übergeben, in denen viele verwundete Soldaten behandelt werden, das Feuerwehrauto bekam ein Löschtrupp in Dnipro – einen Tag, bevor dort ein Hotelkomplex durch russische Drohnen zerstört wurde. Das Team von „Lindau hilft“ blieb unverletzt, es war bereits nach Lviv weitergereist.

 

Herbert Pfeiffer, Einkaufsleiter der Oberschwabenklinik, und seine Stellvertreterin Sarah Gnann halfen Ralf Eisenhut gerne bei seiner Mission: „Wenn wir auf so einfache Art Gutes tun können und den Verletzten und Opfern, die so dringend auf Unterstützung angewiesen sind, in diesem Krieg helfen können, dann machen wir das als Oberschwabenklinik selbstverständlich gerne. Als Ralf Eisenhut sich bei uns gemeldet hat, haben wir nicht lange gezögert. Wir hoffen, dass wir den Patienten und Mitarbeitern in den ukrainischen Kliniken helfen konnten“, sagt Pfeiffer.

 

Ralf Eisenhut, gebürtiger Kemptener, gelernter Koch und früherer Inhaber des Bodolzer Dorfstübles, einer Gaststätte, die er inzwischen aufgrund seiner Hilfsarbeit an seinen Sohn übergeben hat, ist eine Art Lichtgestalt in der Ukraine-Unterstützerszene. Es ist bereits sein fünfzehnter Hilfskonvoi. Mit „Lindau hilft“, geleitet von Roland Manz, und seiner eigenen Organisation „Ukraine Hilfe Bodolzer Dorfstüble“ hat er gleich zwei tatkräftige Gruppen im Rücken - und mit seinen zupackenden Projekten national und in der Ukraine Schlagzeilen produziert. Zeitungen und TV-Sender berichten regelmäßig von seinen Konvois: Diesmal fuhren zwei Bild-Reporter mit ihm mit, bei der nächsten Tour begleitet ein ARD-Team die Gruppe. Auch Ex-Box-Weltmeister Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew, und sein Bruder Wladimir haben bereits geschrieben und sich bei Ralf Eisenhut bedankt.

 

Bis Ende Februar 2022, den ersten Tagen des russischen Angriffs auf die Ukraine, hatte Ralf Eisenhut mit dem Staat zwischen Polen und Russland eher wenig zu tun. „Ich wusste nicht mal richtig, wo die Ukraine liegt“, sagt er. Bis er zufällig eine TV-Sendung sah, in dem ein junges Mädchen an einer beschlagenen Scheibe in einem Zug ein Herz für ihren draußen auf dem Bahnsteig wartenden Vater malte, um sich zu verabschieden. „Der Reporter sagte, das sei womöglich der letzte Gruß des Kindes an seinen Vater, und das hat mich so berührt, dass ich nicht anders konnte, als sofort aufzustehen und alle Hebel in Bewegung zu setzen.“

 

Eisenhut beschloss, zunächst das für die Ukrainer zu tun, was er am besten konnte – zu kochen. Noch am Wochenende griff er zum Telefonhörer, orderte Großbestellungen bei seinen Metzgern und Gemüsehändlern, schnippelte und verpackte und kochte schließlich wenige Tage später bereits in Cherson für ukrainische Soldaten, nur 30 Kilometer entfernt von der Front. Sechs Wochen lang, für 120 Männer, mit einer mobilen Küche und Gasgrills, die er aus Deutschland mitgenommen hatte.

Inzwischen ist Ralf Eisenhut eine Art Exporteur aller möglichen Hilfswaren in die Ukraine. Sein Netzwerk ist riesig, selbst drei Tonnen Tierfutter für streunende Hunde und Katzen hat er bereits an ukrainische Tierheime geliefert. Während der Rest des Teams nach ein paar Tagen wieder zuhause war, blieb Eisenhut noch drei Wochen länger und schwang bei Cherson wieder den Kochlöffel für die Soldaten. „Es ist unglaublich, wie gutes Essen Menschen glücklich machen kann, wie abgemagerte Soldaten, die wochenlang nichts Gutes und Gesundes mehr hatten, plötzlich aufblühen, wen sie einen leckeren Schweinebraten mit Knödel vor sich haben oder einen Gemüseeintopf“, sagt der Gastronom. Er koche auch deshalb für die Soldaten, „damit ich selbst sehe, wie die Wirklichkeit an der Front aussieht. Wie die Menschen dort leben müssen, wie sie sich fühlen und mit ihren Ängsten umgehen“.

 

Vor drei Monaten lag Ralf Eisenhut noch selbst in der Klinik, er wurde einer Notoperation an den Bandscheiben unterzogen – Rückenschmerzen, die er sich bei der Arbeit in der Ukraine zugezogen hatte. Schon im Krankenbett warb er weiter für die Hilfe. „Das ist das Beste, was ich tun kann“, sagt er. „Etwas zurückgeben. Ich möchte die Fahne, der Menschlichkeit hochhalten und meinen Kindern mit gutem Beispiel vorangehen, und ich danke auch der Oberschwabenklinik sehr für ihre Hilfe. Ich sammle immer alle Sachen selbst mit unserem Team ein, fahre selbst und gebe sie auch direkt ab. Alle Spenden kommen 1 zu 1 an, das schafft Vertrauen. Ich bin mir sicher: Je mehr Menschen Gutes tun, desto mehr Leid kann man verhindern und desto mehr Hoffnung kann man schenken.“