Mit Ernährungsergänzung schneller gesund

Kranke Menschen leiden häufig an Appetitlosigkeit. Gründe sind vielfältig, oft sind es die Krankheit selbst, Medikamente oder zu wenig Bewegung. Auch wenn sich die Patienten satt fühlen, können sie mangelernährt sein. Auf den beiden Intensivstationen im Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg hat man ein erfolgreiches Projekt etabliert, wie Patienten ausreichend mit Nährstoffen und der notwendigen Energiemenge versorgt werden.

"Etwa 20 bis 25 Prozent der Patienten sind mangelernährt. Selbst, wenn sie massiv übergewichtig sind, können sie nicht ausreichend mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt sein. Das trifft leider auch auf viele ältere und allein lebende Menschen zu", weiß Stefan Schäfer. Er ist Pflegefachkraft auf der operativen Intensivstation im EK. Solange seine Patienten künstlich ernährt werden, werden sie kontrolliert optimal versorgt. Mit Sorge hat er jedoch immer wieder beobachtet, dass bei der Umstellung auf selbständiges Essen nur wenige Happen verzehrt werden. Zu wenig, um wieder zu Kräften zu kommen. Sondenkost oder Trinknahrungen schmecken den Patienten oft nicht und sind dann wenig geeignet, den Appetit anzuregen und die Nährstoffzufuhr zu erhöhen.

Als aktiver Sportler kennt er diese Problematik, kompakte, hochkalorische Nahrung und ausreichend Nährstoffe zu sich zu nehmen. Stefan Schäfer hatte die Idee, ähnlich wie in seinem Sport, mit Ergänzungsprodukten, die Speisen der Patienten anzureichen. Vor zwei Jahren hat er ein Projekt ins Leben gerufen, das sich bewährt hat. Mit einer hochkalorischen oralen Ernährung wird einer drohenden Mangelernährung der Patienten erfolgreich begegnet. Das Team im EK besteht aus Ärzten, Pflegefachkräften und Logopäden, die Schluckstörungen - insbesondere bei Patienten nach einem Schlaganfall - am besten beurteilen können. Gemeinsam führen sie spezielle Ernährungsvisiten durch.

Schrittweise werden die Patienten an eine normale Ernährung herangeführt. "Die künstliche Ernährung über die Vene wird schnellstmöglich auf orale Kost, entweder als Zwischenschritt über eine Sonde oder als bilanzierte Kost über den Mund, umgestellt. Kranke Menschen, die ausgewogen mit Nähstoffen versorgt werden, genesen schneller. Kann oder will der Patient noch nicht ausreichend essen, ergänzen wir die fehlenden Bausteine, in dem wir sie unter sein Essen mischen. Durch diese Nahrungsergänzung treten insgesamt weniger Komplikationen auf und auch die Infektionsrate sinkt, dafür gibt es mittlerweile viele internationale Studien", bestätigt Dr. Ulrike Korth. "Dieser Mehraufwand, den wir betreiben, schlägt sich doppelt positiv nieder: für den Patienten und auch für die OSK", sagt die ärztliche Leiterin der operativen Intensivstationen im EK.

In das Projekt werden auch Angehörige eingebunden. Um die Patienten zum Essen zu motivieren, bringen sie manchmal auch die Leibspeise für die Patienten mit. Dieses Essen wird dann mit den notwendigen Ergänzungsstoffen angereichert. "Die Angehörigen finden es toll, dass sie zur Genesung etwas beitragen können. So lernen sie nebenbei, wie sie auch zu Hause auf die nötige Nähstoffdichte achten können", beschreibt Stefan Schäfer. Er pflegt auch den Kontakt zu den Herstellern dieser medizinischen Produkte. Diese bieten mittlerweile ein sogenanntes Überleitungssystem an. "Auf Rezept des Hausarztes können diese Produkte bezogen werden", so Schäfer.

Anfangs experimentierten die Mitglieder des Arbeitskreises Ernährung viel, bis Konsistenz und Geschmack der Speisen stimmten. Mittlerweile hat das Team aber den Bogen raus und die richtigen medizinischen Produkte gefunden, um Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße sowie Vitamine und Spurenelemente in ausreichendem Maße zuzuführen. "Die Produkte zur Ernährungsergänzung, die wir verwenden, sind geschmacksneutral und kochstabil. Das Eiweiß lässt sich sogar in den heißen Kaffee mischen, ohne zu gerinnen", strahlt Stefan Schäfer.