Mangelernährung als klinische Herausforderung: „Nur als Team sind wir stark"

Der 2. Ernährungstag der OSK hat darüber aufgeklärt, wie wichtig eine speziell auf die Patienten zugeschnittene Ernährung für die Genesung und Heilung ist

Ravensburg – Krankheitsbedingte Mangelernährung ist ein Zustand, der auf der mangelnden Aufnahme oder Verwertung von Nährstoffen während eines Krankheitszustands beruht und zu Gewichtsverlust, Verlust der Skelettmuskulatur, zu körperlichen und geistigen Funktionsstörungen und zu einem schlechteren klinischen Verlauf führt. Sie wird laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin noch immer unterschätzt – auch in Kliniken. Jeweils mehr als ein Drittel der über 70-Jährigen und der Krebspatienten laufen laut Studien Gefahr, auch in Kliniken unter Mangelernährung zu leiden.

 

Um dieser Gefahr zu begegnen, haben sich an der Oberschwabenklinik 70 Pflegekräfte und Mediziner zum 2. interdisziplinären Ernährungstag getroffen, der künftig Jahr für Jahr am St. Elisabethen-Klinikum in Ravensburg stattfinden soll. In Vorträgen, Diskussionen, Impulsvorträgen und Workshops unter dem Motto „Ernährung in guten Händen“ wurde die klinische Ernährung als Teil des Behandlungsprozesses der OSK-Patienten beleuchtet und thematisiert.

 

Organisiert wurde die Veranstaltung durch das Ernährungsteam der Intensivstation am EK unter Leitung der Intensivpfleger Stefan Schäfer und Marcel Gärtner, Schirmherren waren die Chefärzte der Kardiologie und Anästhesiologie, Prof. Dr. Florian Seeger und Prof. Dr. Andreas Straub. 

 

Der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Oliver Rentzsch und der Pflegedirektor Swen Wendt würdigten in ihren Ansprachen das Engagement der Teilnehmer und kündigten an, die Oberschwabenklinik werde aufgrund der zentralen Bedeutung dieses Themas künftig noch mehr Augenmerk auf die Ernährung in den pflegerischen und medizinischen Behandlungsprozessen legen. „Aus jeder praktischen Erfahrung, die wir machen – am Krankenbett und bei Veranstaltungen wie dieser, generieren wir Wissen das uns Schritt für Schritt in die richtige Richtung in der Versorgung unserer Patienten bringt“, sagte Wendt.

 

Chefarzt Prof. Dr. Florian Seeger unterstrich in seinem Vortrag eindrucksvoll, wie wichtig standardisierte Vorgehensweisen für die Ernährung der Patienten sind. „Das Signal dieses Kongresses ist, dass wir nur gemeinsam als Team stark sind“, sagte Prof. Seeger. Nur das therapeutische Team gemeinsam könne das Thema Mangelernährung erfolgreich in den klinischen Alltag tragen. „Interdisziplinarität stärken – Multiprofessionalität leben – Veränderungen herbeiführen“, forderte auch Prof. Dr. Andreas Straub, der wissenschaftliche Leiter des Ernährungstags.

 

Dr. Franz Immler (Adipositaszentrum), Dr. Julia Pilgram (Ernährungswissenschaftlerin und Oecotrophologin von Medizincampus Bodensee) und Eva Hochuli (Leiterin der Abteilung Logopädie am EK) betonten, wie wichtig eine speziell auf die Patienten zugeschnittene Ernährung für die Genesung und Heilung der Menschen sei, sowohl körperlich als auch psychisch. Gesundheit und Ernährung korrelierten und gehörten zusammen.

 

Beate Metzler vom Ressort Pflegeentwicklung an der OSK plädierte für einen integrativen Ansatz, um die Ursachen mangelnder Ernährung zu lindern. Die Aromaexpertin beschrieb in ihrem Vortrag ihre Behandlungen mit Düften, Ölen und Wickeln. Kneippsche Verfahren könnten bei den Patienten präventiv und symptomlindernd wirken und dafür sorgen, dass ihnen das Essen wieder schmeckt, so Metzler. 

 

„Wissen schafft Pflege“, war das Motto von Dr. Claus Gassner von der Zentralapotheke der OSK. Er berichtete über parenterale Ernährung auf der Normalstation – eine Form der künstlichen Ernährung, die in vielen Bereichen der Oberschwabenklinik angewandt wird.

 

Dr. Stefan Braun betonte in seinem Fazit die Wichtigkeit der Veranstaltung. Die Ernährung der Patienten unterliege an der OSK einer interdisziplinären und fachübergreifenden Wissenszirkulation und müsse laufend thematisiert und nachhaltig institutionalisiert werden. Die Nähe zum Patienten und ein ständiges Zusammenspiel von Theorie und Praxis sei in diesem Kontext wichtiger denn je.