Kreistag beschließt die künftige OSK-Struktur

Die stationäre Versorgung in der Inneren Me-dizin am Krankenhaus Bad Waldsee wird bis zum 30. September nächsten Jahres auf-rechterhalten und danach beendet. Am West-allgäu-Klinikum in Wangen werden die Gynä-kologie und Geburtshilfe sowie die Unfallchi-rurgie unter Auflagen weiterbetrieben. Dies sind Kernpunkte der am Dienstag (31. Mai) gefassten Beschlüsse des Kreistags zur künf-tigen Struktur der Oberschwabenklinik.

Der Kreistag ist der Empfehlung des BAB Instituts zu dem von den Gutachtern entwickelten Szenario 3 gefolgt. Dem „Grunde nach“, wie es in der Beschlussvorlage der Kreisverwaltung heißt, wird dieses Szenario umgesetzt, zu dem aber einige Änderungen beschlossen wurden. Verworfen wurden die Szenarien, die einen Erhalt des Krankenhauses Bad Waldsee einschlossen oder aber auf dem anderen Ende der Skala der Möglichkeiten nur noch ein Krankenhaus, das EK Ravensburg, vorgesehen hätten.

Wenn die für den Erhalt der Gynäkologie/Geburtshilfe sowie der Unfallchirurgie in Wangen gesetzten Bedingungen in zwei aufeinanderfolgenden Kalenderjahren in einem Punkt nicht erfüllt werden, werden diese Abteilungen automatisch geschlossen. Die Zuständigkeit, die Erfüllung oder Nichterfüllung der Kriterien festzustellen, hat der Kreistag auf den Aufsichtsrat übertragen.

Weiter hat der Kreistag beschlossen, die Fachabteilungen am St. Elisabethen-Klinikum in Ravensburg sowie am Westallgäu-Klinikum in Wangen baldmöglichst unter eine einheitliche Leitung eventuell über ein Kollegialsystem zu stellen. Dem Fachkräftemangel solle über ein standortübergreifendes Rotationssystem vorgebeugt werden. Zuständig für die Ausgestaltung der standortübergreifenden Führungen sind Geschäftsführung und Aufsichtsrat.

Im Einzelnen bedeuten die Beschlüsse des Kreistags für die OSK-Standorte Folgendes:

Bad Waldsee:

  • Die Orthopädie wird im Zuge der Konzentration auf einen Standort nach Wangen verlegt.
  • Die Innere Medizin wird stationär bis zum 30. September 2023 betrieben.
  • Dies soll einen gleitenden Übergang hin zu einer ambulanten Struktur ermöglichen.
  • Die OSK und die Kreisverwaltung sind beauftragt, für ein MVZ in Bad Waldsee eine geeignete Trägerstruktur unverzüglich aufzubauen.
  • Sonderbedarfszulassungen für KV-Sitze für eine internistische Praxis und eine chirurgische Praxis werden unverzüglich beantragt.
  • Die für ein MVZ notwendige Infrastruktur wird im Krankenhausgebäude zur Verfügung gestellt.

Wangen:

  • Die Allgemein- und Viszeralchirurgie wird an das St. Elisabethen-Klinikum in Ravensburg verlegt
  • Gynäkologie und Geburtshilfe wird unter folgenden Bedingungen fortgeführt:
    (1) Übernahme der operativen Defizite der Abteilung durch den Landkreis (derzeit mindestens 1;4 Mio€)
    (2) Erfolgreiches Stellenbesetzungskonzept (Nachfolge ärztlicher Dienst, Hebammen, Pflege). Ein Einsatz von externem Personal (Honorarkräfte) soll einen Anteil von 25 % nicht übersteigen und bei Chef- sowie Oberärzten nicht zum Einsatz kommen.
    (3) Der Leistungsumfang von mindestens 600 bis 800 Geburten muss stabil sein. Hierzu ist die Entwicklung in der Geburtsmedizin der benachbarten Häuser wiederholend zu bewerten.
  • Die Unfallchirurgie wird fortgeführt. Dies geschieht, solange und in dem Rahmen wie die erforderlichen Personalressourcen der OSK und Sachressourcen zusätzlich zum übrigen Leistungsportfolio sowie der Gynäkologie/Geburtshilfe zur Verfügung stehen.
  • Die elektive Orthopädie der OSK wird am Standort Wangen konzentriert.
  • Das Westallgäu-Klinikum soll neu gebaut werden. Dazu sind OSK und Kreisverwaltung unter anderem beauftragt
    (1) die mögliche Kooperation mit den Fachkliniken der Waldburg-Zeil Kliniken im 2. Halbjahr 2022 weiter zu konkretisieren
    (2) Möglichkeiten zur Ergänzung des Klinikneubaus mit zusätzlichen ambulanten Angeboten aufzuzeigen.

Heilig-Geist-Spital:

  • Die Geriatrische Rehabilitation wird an St. Elisabethen-Klinikum verlagert.
  • Sie wird dort nach und nach in eine Akutgeriatrie umgewandelt.
  • Die OSK ist beauftragt, mit einem auf Rehabilitation ausgerichteten Klinikträger im Landkreis Ravensburg ein Konzept zu entwickeln, in dem die vorhandene Bettenzahl der bisherigen Geriatrischen Rehabilitation übernommen wird.

Vor der Beschlussfassung hatte das BAB Institut eine Berechnung für die vom Kreistag anschließend beschlossenen Ergänzungen am Szenario 3 vorgelegt. „Szenario 3 plusplus“ (mit Gyn/Geburtshilfe und Unfallchirurgie in Wangen) werde das Ergebnis gegenüber dem von den Gutachtern empfohlenen Szenario um 3,3 Millionen Euro verschlechtern. Prognostiziert wird der OSK im Jahresergebnis ein Verlust von – 9,6 Millionen Euro.