Krebsberatungsstelle stößt auf großen Zuspruch

Die Krebsberatungsstelle Oberschwaben ist eine Erfolgsgeschichte. Von Anfang an herrschte eine rege Nachfrage. In diesem Jahr werden voraussichtlich 800 Patienten oder Angehörige Rat und Hilfe suchen, berichtete Dr. Gerhard Fischer, Leiter des Onkologischen Zentrums am St. Elisabethen-Klinikum in Ravensburg, bei einem Besuch von Sozial- und Integrationsminister Manfred Lucha. Der Minister sagte eine Übergangsfinanzierung durch das Land zu, bis es ab 2020 zu einer bundeseinheitlichen Lösung kommt.

Rund 2000 Menschen erkranken jedes Jahr im Landkreis Ravensburg neu an Krebs. Bei Diagnostik und Therapie können sie sich auf das Onkologische Zentrum am EK Ravensburg verlassen. Es ist eines von bundesweit nur rund 100 Zentren, die von der Deutschen Krebsgesellschaft anerkannt sind. Unter dem Dach des Zentrums arbeiten verschiedene Zentren des EK, die niederlassene Praxis Onkologie Ravensburg und die Sinova-Klinik des Zentrums für Psychiatrie zusammen. "Ein ideales Umfeld, um hier auch eine Krebsberatungsstelle anzusiedeln", meint Fischer.

2016 hat die von der Oberschwabenklinik getragene Krebsberatungsstelle ihre Arbeit aufgenommen. Ein Förderverein, dessen Vorsitzender Dr. Fischer und Prof. Dr. Thomas Decker von der Onkologie Ravensburg sind, wurde zur Unterstützung gegründet. 600 Ratsuchende waren es im vergangenen Jahr, rund ein Drittel mehr werden es wohl zum Ende dieses Jahres sein. "Es ist ein großer Schatz, dass wir die Krebsberatungsstelle haben", sagt Christa Hasenbrink von der Frauenselbsthilfegruppe nach Krebs in Meersburg. "Wir rufen an und haben sehr schnell einen Termin." Gerade im ländlichen Raum, in dem psychoonkologische Strukturen und Sozialberatungen nur bedingt ausgebaut sind, sei dies wichtig.

Claudia Keller, Leiterin Pflege- und Patientenmanagement am EK Ravensburg, weist auf die kürzeren Liegezeiten im Krankenhaus hin. Eine Frau mit Mammakarzinom werde nach vier Tagen wieder entlassen. "Viele Fragen kommen erst danach, wenn die Patienten zu Hause sind." Zu einer Zeit, als die stationäre Versorgung schon sehr gut ausgebaut war, habe es bei den ambulanten Strukturen noch großen Handlungsbedarf gegeben, pflichtet ihr Dr. Fischer bei. Mit dem Landesprojekt "Psychosoziale Krebsberatungsstellen" habe sich vieles verbessert. Dankbar müsse man sein, dass Ravensburg als ein Standort ausgewählt worden ist

Dr. Susanne Bachthaler, Chefärztin an der Sinova-Klinik des ZfP, sieht einen Vorteil der Krebsberatungsstellen auch darin, dass über die gesamten Krankheitsverlauf hinweg die Kontinuität der Betreuung gewährleistet bleibt. "Wir leisten diese Arbeit sehr gerne und viel Herzblut", sagte sie. Dr. Christoph Nonnenbroich von der Onkologie Ravensburg schätzt die Krebsberatungsstelle als eine Einrichtung, in der Fragen von Patienten beantwortet werden, mit denen das Personal der Praxis überfordert ist.

Als ein sehr gutes Angebot, das ein Onkologisches Zentrum abrundet, lobt Eva-Maria Meschenmoser, die Erste Landesbeamtin im Landkreis Ravensburg, die Stelle. "Rare Spezialisten treffen auf eine große Nachfrage von Patienten", ist auch Dr. Jan-Ove Faust, Direktor Medizin und Pflege der OSK, von dem Angebot überzeugt. "Wir haben viele gute Ideen, doch wir brauchen auch eine gesicherte Regelfinanzierung", mahnt er aber auch.

"Niemand bezweifelt die Notwendigkeit dieser Angebote", versicherte Manfred Lucha. Für 2020 sei eine bundeseinheitliche Finanzierung versprochen. In der Übergangszeit springe das Land ein. 2018 unterstützt das Land die Krebsberatungsstellen genauso wie bereits 2017 mit insgesamt 450 000 Euro.