Kinderklinik am EK feiert Weltfrühgeborenentag

Schautafeln informieren im EK über den Weltfrühgeborenentag.

Schautafeln informieren im EK über den Weltfrühgeborenentag.

Mehr als 60000 frühgeborene Kinder gibt es jedes Jahr in Deutschland.

Mehr als 60000 frühgeborene Kinder gibt es jedes Jahr in Deutschland.

Am St. Elisabethen-Klinikum in Ravensburg wird am heutigen Donnerstag der Weltfrühgeborenentag gefeiert. Der Bundesverband „Das frühgeborene Kind e.V.“ lädt seit 2011 jedes Jahr am 17. November dazu ein, auf die besonderen Bedürfnisse dieser kleinen Kämpfer aufmerksam zu machen. Etwa jedes zehnte Kind in Deutschland kommt als Frühgeborenes zur Welt, also in der 37. Schwangerschaftswoche oder früher. Das sind mehr als 60000 Kinder, knapp ein Sechstel davon wiegt bei der Geburt unter 1500 Gramm, etwa 1000 sind leichter als 500 Gramm.

Die Neonatologie der Kinderklinik am EK kümmert sich mit Hingabe um die Kleinen und wird in dieser Woche Schautafeln mit Informationen aufstellen, um die Patienten und Besucher über das Thema Frühgeburt aufzuklären. Alle aktuell stationär behandelten Frühgeborenen erhalten zudem eine kleine Überraschung.

Am Ravensburger EK kommen jährlich 150 bis 200 Frühgeborene zur Welt, zumeist wegen Fruchtwasserinfektionen, oder weil die Blutversorgung im Mutterleib nicht mehr gesichert ist. Nicht alle Frühgeborenen müssen stationär in der Kinderklinik aufgenommen werden. Sogenannte „späte Frühgeborene“, die in der 36. bis 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen, können unter engmaschiger Beobachtung auch auf der Wochenbettstation versorgt werden.

Das Perinatalzentrum in Ravensburg, das für die höchste Versorgungsstufe 1 zertifiziert ist, kann Frühgeborene jeden Alters versorgen. Die kleinen Patienten bleiben im Schnitt zwischen sechs und zwölf Wochen im Krankenhaus, zunächst auf der Kinderintensivstation, der Station D21, und vor der Entlassung auf der Station D32, der Intermediate care Station. Die exakte Behandlungsdauer hängt stark davon ab, wie reif und wie stabil die Kinder sind. Auf den beiden Stationen werden die kleinen Patienten rund um die Uhr von Ärzten und Pflegekräften sowie Physiotherapeuten betreut. Etwaige Atemprobleme oder mögliche Komplikationen können dort früh erkannt und optimal behandelt werden. Auch die Eltern werden in der Kinderklinik mit allen notwendigen Informationen und Kenntnissen versorgt.

Ein wichtiger Beitrag, den die Mütter zur Versorgung ihrer Kinder in diesen aufregenden ersten Tagen und Wochen leisten können, ist, ihre Kinder mit Muttermilch zu versorgen. Qualifizierte Pflegefachkräfte, Hebammen und Stillberaterinnen sorgen dafür, dass Mütter beim Pumpstillen angeleitet werden, denn: Muttermilch enthält 400 Substanzen, die genau auf das Baby abgestimmt sind, seine Immunabwehr aktivieren, es vor Krankheiten schützen und dazu beitragen, dass es sich optimal entwickeln kann.

Als Faustregel lässt sich sagen: Je reifer und schwerer ein Kind bei der Geburt ist, desto früher kann es aus der Klinik entlassen werden. Danach werden die Familien am EK dank der sozialmedizinischen Nachsorge, deren Träger die Stiftung Liebenau ist, allerdings nicht allein gelassen. Die Nachsorge wird zumeist für zwölf Wochen ärztlich verordnet, um Kind und Eltern zu unterstützen. Manche Babys müssen auch zu Hause in der ersten Zeit noch mit einem Monitor überwacht werden, die Nachsorge unter der Leitung von Nadja Nobis garantiert hier professionelle Betreuung. Das Team der Nachsorge besteht aus einer Ärztin, einer Psychologin, einer Sozialarbeiterin und zwei Pflegefachkräften. Sie sind Helferinnen für alles, sie koordinieren Termine, sie fragen, ob die Eltern mit allen Belastungen zurechtkommen, sie kümmern sich und leiten bei der Versorgung an. Nach einer langen Zeit im Krankenhaus, in der rund um die Uhr Ansprechpartner zur Seite stehen, werden so der Start zuhause erleichtert und Ängste genommen. Viele Familien sind froh über die regelmäßige Betreuung durch die Nachsorge.  Bereits vor Ort, wenn die Mütter noch stationär in der Klinik sind, stellt das Team der Kinderklinik am EK den Kontakt zur Nachsorge her.

Die Entwicklungskontrollen für die Kinder nimmt anschließend das Sozialpädiatrische Zentrum vor, das seinen Sitz im Verwaltungsgebäude des EK hat. Das SPZ kümmert sich unter der Trägerschaft der St. Elisabeth-Stiftung um die Hilfsmittelversorgung und spezielle Therapien für Frühgeborene sowie behinderte Kinder mit neurologischen Erkrankungen. Dort bekommen die Kinder obligatorische Nachuntersuchungen. Nach zwei Jahren wird eine Bestandsaufnahme gemacht, deren Ergebnisse zur Qualitätssicherung anonymisiert gemeldet werden müssen. Einsehbar sind sie auf der Seite www.perinatalzentren.org, auf der man die Behandlungsergebnisse aller Kinderkliniken in Deutschland vergleichen kann.

Übrigens: Nachdem der Anteil der Frühgeborenen im St. Elisabethen-Klinikum im Jahr 2020 zurückgegangen war, lag er im Vorjahr wieder im Bereich der Vor-Corona-Jahre. Unter den 1695 Geborenen waren 193 Frühgeborene, eine Quote von 11,4 Prozent. Im ersten Corona-Jahr war die Quote insgesamt in Deutschland zurückgegangen, Ärzte und Forscher führten das Phänomen auf den Lockdown und die Kontaktbeschränkungen zurück. Mütter hatten weniger Stress und waren durch die fehlenden Begegnungen mit anderen Menschen auch weniger Infektionskrankheiten ausgesetzt.