Häfler Schüler am Krankenhaus Wangen

Der angehende Gesundheits- und Krankenpfleger Michael Pottkämper findet Alfred Müller leblos im Bett. Der Patient ist nicht ansprechbar. Er hat weder Puls noch Atmung. Michael Pottkämper ruft seine Kollegin Jessica Scheck und das Reanimationsteam zu Hilfe. Sofort beginnen die beiden routiniert mit der Wiederbelebung. Gespannt beobachten Schüler der Graf Soden Gemeinschaftsschule aus Friedrichhafen diese täuschend echt wirkende Demonstration. Im Rahmen von boys‘day besuchten 17 Jungen das Krankenhaus Wangen.

Die angehende Gesundheits- und Krankenpflegerin Mimoza Lama zeigt, wie der Blutdruck gemessen wird.

Am boys‘day lernen Jungen Berufe kennen, die traditionell als Frauenberufe gelten, die aber auch sehr gut von Männern ausgeübt werden können. Für Dorothee Maurer haben sich Männer in der Krankenpflege längst etabliert. „Sie sind zwar in der Unterzahl, aber doch stark vertreten. Im letzten Kurs waren von 26 Auszubildenden sieben junge Männer. Durch den boys‘day wird diese Quote vielleicht noch steigen“, erhofft sich die Leiterin der Gesundheits- und Krankenpflegeschule Wangen.

Schüler des dritten Ausbildungsjahrs geben Einblicke in ihren interessanten und verantwortungsvollen Beruf. Michael Pottkämper und Jessica Scheck gehört die ganze Aufmerksamkeit der Jungs aus Friedrichshafen, als sie die Reanimation erklären, was wichtig im Notfall was bei der stabilen Seitenlage zu beachten ist. Der 15-jährige Ibrahim darf das gleich an seinem Lehrer Ingo Droste ausprobieren.

Im Nebenzimmer üben sich Luca, Phillipp und Tomm an einem Torso. Bei einem so genannten Organ-Puzzle sollen sie die einzelnen Organe richtig anordnen. Gleichzeitig erklärt Andrea Fritsche und drei Mitschülerinnen die Funktion der einzelnen Organe. Am Nebentisch wird Blutzucker, Blutdruck und Puls gemessen. Wie wirken sich Traubenzucker und Liegestützen auf diese Werte aus? Die Schüler können es selbst messen und lernen so ein Aufgabenfeld der Krankenpflege kennen.

Eine sportliche Aufgabe erwartet Mevlüt und Erkan bei einer Rollator-Rallye. Doch so einfach ist das nicht. Die Wangener Krankenpflegeschüler haben sich etwas einfallen lassen. Mit Bleischürze, Gewichtsmanschetten an Hand- und Fußgelenk, einer Halskrause, Gehörschutz sowie einer Brille, die den Blick verschleiert, gehen die beiden an den Start durch den Slalomparcours zwischen Stühlen hindurch. Auf halber Strecke, galt es, ein Glas Wasser einzuschenken und auszutrinken. Durch diese Alterssimulation sollen die Schüler verstehen, wie eingeschränkt ältere Menschen sein können. „Ich hätte nicht erwartet, dass alte Menschen so schlecht sehen“, sagt Erkan beeindruckt. Auch das zusätzliche Gewicht behinderte die beiden. So war es nicht verwunderlich, dass sie Wasser verschütteten und Stühle gerammt wurden.

Sammy Fiedler vom Kolping Bildungswerk Württemberg hat den Kontakt zwischen der Wangener Krankenpflegeschule und der Gemeinschaftsschule Graf Soden hergestellt. „Boys‘day nehmen die meisten Schüler als willkommene Erweiterung in der Berufswahlkompetenz dankend an. Die intensive Betreuung heute war super“, sagt Fiedler. „Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, nach Wangen zu kommen. Der Tag war von den Auszubildenden großartig vorbereitet. Wir haben ein außergewöhnliches Programm angeboten bekommen“, ergänzt Ingo Droste. Er ist Lehrer an der Gemeinschaftsschule und zuständig für die Berufsorientierung.