Gefäßmedizin ist das Straßenbauamt des Blutkreislaufs

Das Netz der Blutgefäße stellt eines der größten Organsysteme des menschlichen Körpers dar. Es ermöglicht den Blutkreislauf, ein Verkehrs- und Transportsystem vergleichbar dem Straßen- und Autobahnnetz.

"Das Blut ähnelt einem Förderbandsystem in einem verzweigten Rohrnetz, das aus Arterien, Venen und Adern besteht", erläutert Oberärztin Olivia Goumas. Innerhalb der Arterien transportiert das Blut vom Herzen weg Sauerstoff, Nährstoffe und Mineralien zu den Verarbeitungszentren des Körpers, den Organen und den Muskeln. Ist das Blut seine Ladung losgeworden, so transportiert es auf dem Rückweg durch die Venen Abfallprodukte zu den Entsorgungsorganen, der Leber und den Nieren. Auf dem Weg durch die Lunge reichert es sich wieder mit Sauerstoff an.

Der Verkehrsfluss kann, dem Einbruch einer Straßenbrücke vergleichbar, durch eine Verletzung oder Durchtrennung gestört werden. Oder es kommt zu durch Ablagerungen verursachten Einengungen oder Verschlüssen, ähnlich zäh fließendem Autoverkehr oder einem Stau. Folge ist eine Unterversorgung der "Verarbeitungsstätten", der Zielorgane oder eine nichtausreichende Entsorgung der "Giftprodukte". Ist beispielsweise die Versorgung der Beinmuskulatur betroffen, kommt es beim Laufen zu Schmerzen im Oberschenkel und in den Waden, der sogenannten "Schaufensterkrankheit".

Eine Sonderform der Beschädigungen der Blutgefäße ist das Aneurysma, eine Aussackung der Arterien. Aufgrund einer Bindegewebsschwäche weitet sich an einer Stelle die Wand der Arterie vergleichbar mit einem Luftballon blasenförmig bis zum Platzen aus. Dies führt großem Blutverlust und zur Unterversorgung der anderen Organsysteme.

Ist der Abfluss des Blutes durch eine Schädigung der Venen gestört, kommt es in dem eigentlich zu entsorgenden Gebiet zu einer Stauung des Blutes mit einer daraus folgenden Schädigung des umliegenden Gewebes. Es versumpft. Dadurch können als Spätfolge zum Beispiel "offene Beine" entstehen.

"Die Gefäßmedizin ist sozusagen das Straßenbauamt des Blutkreislaufes", erklärt Oberärztin Olivia Goumas. Zur Sicherstellung seiner Transportwege gehört die Verhinderung oder Minimierung der Schädigung durch gute Blutdruck- und Blutzuckereinstellung, durch medikamentöse Behandlung von erhöhten Blutfettwerten und Gicht sowie durch Unterstützung zur Raucherentwöhnung. Weiter kümmern sich die Gefäßmediziner um Reparaturen geschädigter Transportwege. Sie beheben Engstellen und kurze Verschlüsse durch kathetergestützte Aufdehnungen. Sie umgehen langstreckige Verschlüsse durch Anlage einer Umleitung (Bypass) mit körpereigenem Material oder künstlichen Gefäßen. Das Aneurysma wird durch Ersatz des Blutgefäßes oder innere Schienung mittels eines "bezogenen Stents" ausgeschaltet. Kranke Venen werden entfernt.

"Ein solch vielfältiges Therapieangebot kann eine Fachdisziplin nicht alleine erbringen", betont die Oberärztin. Basis der modernen Gefäßmedizin ist die enge Zusammenarbeit von Internisten, Gefäßchirurgen, interventionellen Radiologen, Neurologen und Physiotherapeuten wie im Gefäßzentrum des EK Ravensburg. Welche Therapiekombination für den einzelnen Patienten die richtige ist, wird gemeinsam interdisziplinär entschieden.

Tag der Gefäßmedizin
Sonntag, 21. Februar, 10 bis 16 Uhr im Krankenhaus St. Elisabeth Ravensburg