„Fruchtbarer Boden für neue Ideen“
Wie kann Medizintechnik den klinischen Alltag gezielt verbessern? Dieser Frage widmete sich ein Workshop am St. Elisabethen-Klinikum in Ravensburg. Organisiert von Prof. Dr. Karolin Thiel, Chefärztin der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, in Zusammenarbeit mit der IHK Reutlingen und unter Beteiligung der IHK Bodensee-Oberschwaben, brachte die Veranstaltung Ärztinnen und Ärzte mit Unternehmen der Medizintechnikbranche zusammen.
„Die enge Verbindung von Medizin und Technik ist essenziell für Innovationen. Solche Formate schaffen einen fruchtbaren Boden für neue Ideen“, betont Dr. Stefan Engelhard, Leiter des Instituts für Wissensmanagement und Wissenstransfer (IHK-IWW), Bereichsleiter Innovation und Umwelt bei der IHK Reutlingen.
Im Fokus des Workshops standen Impulse aus der Praxis für die Hersteller. Dr. Martina Gropp-Meier, Chefärztin der Frauenklinik sowie Leiterin des Brustzentrums und des Gynäkologischen Krebszentrums, eröffnete mit einem eindrücklichen Appell an Unternehmen: „Ich bin im OP quasi mehrfach behindert – kleine Hände und Linkshänderin.“ Sie zeigte, wie stark Linkshänder im chirurgischen Alltag benachteiligt sind. Während viele Instrumente mittlerweile für kleinere Handgrößen angepasst seien, fehle es oft an Lösungen für Linkshänder. „Konstruieren Sie Instrumente für Rechts- und Linkshänder!“, lautete ihr Plädoyer.
Prof. Thiel warf einen Blick in die Zukunft der Chirurgie: „Mit der Roboterchirurgie können wir auf engstem Raum präzise und nervenschonend operieren.“ Die Vorteile dieser Technik gehen weit über reine Präzision hinaus: Operationsroboter unterstützen die Chirurgin etwa dabei, besonders schwer zugängliche Bereiche zu erreichen, empfindliche Strukturen zu schonen oder durch eine verbesserte Bildführung sicher durch das OP-Gebiet zu navigieren.
Prof. Dr. Martin Heuschmid, Chefarzt der Klinik für Radiologie, nahm die Zuhörenden mit auf einen Parforceritt von Wilhelm Conrad Röntgen bis zu den Möglichkeiten der modernen interventionellen Radiologie, die Eingriffe wie zielgerichtete Tumortherapien über Mikrokatheter, Gefäßbehandlungen z.B. bei akuten Blutungen und Entnahme von Gewebeproben über kleinste Hautzugänge unter bildgebender Kontrolle ermöglicht – effektiv, schonend und oft ambulant.
Einen praxisnahen Einblick bot auch Prof. Dr. Florian Seeger, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II, Kardiologie und internistische Intensivmedizin. Mit einem anschaulichen Vortrag führte er am Flipchart vom Herzkatheterlabor bis zur Elektrophysiologie. Die Zahlen sprechen für sich: Am St. Elisabethen-Klinikum werden jährlich rund 1.800 Herzkatheteruntersuchungen durchgeführt, dazu etwa 300 Device-Implantationen (z. B. Herzschrittmacher) und 350 elektrophysiologische Eingriffe wie Ablationen bei Vorhofflimmern.
Nach den Vorträgen konnten die Teilnehmenden verschiedene Klinikbereiche wie Herzkatheterlabor und OP-Säle besichtigen. Abgerundet wurde der Tag durch einen offenen Austausch.