„Entscheidend ist, dass jeder die Therapie bekommt, die zu ihm passt“
Ravensburg – Mit mehr als 100 Interessierten war der Patientenvortrag „Moderner Gelenkersatz bei Arthrose an Hüfte und Knie“ im St. Elisabethen-Klinikum ein voller Erfolg. Das große Interesse machte deutlich, wie sehr die Volkskrankheit Arthrose die Menschen bewegt und wie groß der Informationsbedarf zum Thema Gelenkersatz ist.
Den Auftakt machte Andreas Fischer, Oberarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, mit einem umfassenden Einblick in Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der Hüftarthrose. Er erläuterte, wie es durch Verschleiß des Gelenkknorpels zu Schmerzen, Entzündungen und zunehmender Bewegungseinschränkung kommt – ein „Teufelskreis der Arthrose“, der Betroffene häufig stark im Alltag einschränkt.
Zunächst stellte er die konservativen Therapiemöglichkeiten vor: Schmerz- und entzündungshemmende Medikamente, Physiotherapie, orthopädische Hilfsmittel oder Gewichtsreduktion. „Doch wenn all das nicht mehr ausreicht und die Lebensqualität massiv beeinträchtigt ist, kommt der Gelenkersatz ins Spiel“, so Fischer.
Besonderes Augenmerk legte er auf die AMIS-Technik (Anterior Minimally Invasive Surgery), einen schonenden vorderen Zugang zum Hüftgelenk, bei dem Muskeln und Nerven nicht durchtrennt werden. „Das bedeutet weniger Schmerzen, geringeren Blutverlust und eine deutlich schnellere Rehabilitation“, erklärte Fischer.
An diesem Punkt griff er auch die Fragen auf, die Betroffene besonders bewegen: „Wie lange dauert so eine Operation?“ – in der Regel etwa 60 bis 90 Minuten, so der Oberarzt. „Wann kann ich wieder aufstehen?“ – meist bereits am ersten Tag nach dem Eingriff, zunächst mit Gehhilfen. Und: „Kann ich nach einer Hüftprothese überhaupt noch Sport treiben?“ – ja, versicherte Fischer, „Radfahren, Schwimmen oder Wandern sind nicht nur möglich, sondern sogar empfehlenswert. Lediglich Sportarten mit hoher Stoßbelastung sollte man meiden.“
Auch die Frage nach der Haltbarkeit der Implantate wurde gestellt. Fischer konnte hier beruhigen: „Über 90 Prozent der Hüftprothesen sind nach 15 Jahren noch voll funktionsfähig, viele halten sogar 20 Jahre und länger.“ Die Erfahrung einer frisch operierten Patientin, die ihre Fortschritte schilderte und mit Gehhilfen im Raum stand, verlieh diesen Aussagen zusätzlich Glaubwürdigkeit und Authentizität.
Im zweiten Teil der Veranstaltung sprach Chefarzt Prof. Dr. Jörn Zwingmann über den Ersatz des Kniegelenks. Er stellte die unterschiedlichen Verfahren anschaulich dar: vom bikondylären Oberflächenersatz, der bei der Mehrzahl der Patienten mit Kniearthrose eingesetzt wird, über die Schlittenprothese für den Teilersatz bis hin zu gekoppelten Prothesen, die bei komplizierten Ausgangssituationen wie starken Fehlstellungen oder Bänderschäden erforderlich sind.
Besonderen Wert legte er auf die präzise Planung und Implantation. Mithilfe moderner Navigationssysteme könne das künstliche Gelenk millimetergenau positioniert werden. „Nur so erreichen wir eine natürliche Beweglichkeit, eine lange Haltbarkeit und ein optimales Ergebnis für unsere Patienten“, betonte der Chefarzt.
Am Ende fasste Zwingmann die Kernbotschaft zusammen: „Wir können heute mit modernsten Operationsverfahren individuell auf die Bedürfnisse unserer Patientinnen und Patienten eingehen. Ob konservative Behandlung, Teilprothese oder komplexer Gelenkersatz – entscheidend ist, dass jeder die Therapie bekommt, die zu ihm passt.“