EK kooperiert bei der Frühchenversorgung mit dem Ostschweizer Kinderspital

Kinderchirurgen des Ostschweizer Kinderspitals in St. Gallen operieren künftig in ausgewählten Notfällen Frühgeborene am St. Elisabethen-Klinikum (EK) in Ravensburg. Mit der Kooperation erfüllt das EK eine wichtige Voraussetzung für die höchste Versorgungsstufe in der Versorgung von Frühchen. Bei einer Übung haben die Schweizer Ärzte mit dem Team des EK den Notfalleinsatz bis ins kleinste Detail durchgespielt.

Die Kinderchirurgen aus St. Gallen unter der Leitung von Chefarzt Dr. Thomas Krebs (links) üben gemeinsam mit dem Team der Kinderintensivstation des St. Elisabethen-Klinikums den Eingriff bei einem Frühgeborenen.

"Hubschrauber landet in zehn Minuten", ruft Chefarzt PD Dr. Andreas Artlich in den Eingriffsraum. Dort steht das Team der Ravensburger Kinderklinik um einen Inkubator. Anstelle eines kleinen Kindes liegt in der Mitte eine mit Monitorkabeln, Gefäßzugängen und Kathetern verkabelte Puppe. Was heute im Training durchgespielt wird, könnte künftig ein Ernstfall sein.

Am St. Elisabethen-Klinikum muss ein Frühgeborenes dringend operiert werden. Die Kinderchirurgen in St. Gallen werden per Telefon alarmiert. Acht Minuten dauert der Flug mit dem Hubschrauber über den Bodensee. Eingesetzt werden Maschinen der Schweizerischen Rettungsflugwacht ((REGA). Deren Helikopter können auch bei Nacht fliegen.

"Eine kinderchirurgische Bereitschaft rund um die Uhr zählt zu den Anforderungen an Level I in der Frühgeborenenversorgung", erläutert Dr. Artlich. Vier bis fünf solcher Notfälle gibt es pro Jahr am EK. Viel zu wenig, um ein mehrköpfiges kinderchirurgisches Team selbst vorzuhalten. Deshalb hat das EK einen Kooperationspartner gesucht und in nächster Nähe, in St. Gallen, gefunden. Das Ostschweizer Kinderspital erfüllt in der Kindermedizin die Kriterien einer Maximalversorgung und verfügt über ein großes kinderchirurgisches Team.

Dr. Thomas Krebs, Chefarzt der Kinderchirurgie in St. Gallen, betritt in Begleitung von zwei Facharztkollegen den Gang zur Kinderintensivstation des EK. Kurze Begrüßung, dann ein Blick in den Eingriffsraum. Dr. Michael König, Oberarzt der Ravensburger Kinderklinik, erläutert den Kollegen kurz und knapp, worum es bei dem Frühchen geht. Nach der Einweisung und Untersuchung des Kindes ziehen sich die Schweizer Ärzte um. Jedes noch so kleine Detail wird durchgespielt.

Die Kinderchirurgen kommen zurück in den Eingriffsraum. Wo liegen Hauben und Mundschutz bereit? Sind die OP-Instrumente vollzählig vorhanden? Ist das passende Nahtmaterial vorrätig? Nichts wird ausgelassen. Dr. Krebs bemängelt das Licht. Eine Zusatzlampe sei wünschenswert. "Sonst stören Schatten." PD Dr. Artlich und Anne Scholz, OP-Koordinatorin am EK, notieren akribisch jeden Punkt. Wenn die Schweizer für den ersten Notfall auf dem EK-Dach landen, muss jede Kleinigkeit vorbereitet sein.

Die Seitenteile des Inkubators werden abgeklappt. Zuvor haben Dr. Krebs und Anästhesist der OSK die schriftliche Einwilligung der Eltern des Kindes überprüft. Die Chirurgen können mit dem Eingriff beginnen. "Können wir desinfizieren oder löst sich unsere Puppe auf?", scherzt Dr. Krebs in die Runde. Ein kurzes Lachen, schließlich ist es doch "nur" Übung. Das Plastik der Puppe hält dem Desinfektionsmittel stand. Wie im realen Fall tupft der Arzt das Kindchen ab. Ein Katheter wird gelegt. Schritt für Schritt spielen die Ärzte den Eingriff durch.

Nach getaner Arbeit wird das Team aus der Schweiz im Ernstfall wieder nach St. Gallen zurückkehren. Die Nachsorge des Kindes ist wieder Sache der Ravensburger. "Mit dem Kinderchirurgen Dr. Edo Awani, der bei uns mitarbeitet, und den Ärzten unserer Allgemein- und Visceralchirurgie haben wir dafür die Experten im Hause", erläutert Dr. Faust, Direktor Medizin und Pflege der OSK.

Analog des Ravensburgers EK operieren die Schweizer Kinderchirurgen auch ausgewählte, komplexerkrankte Kinder am Landeskrankenhaus Feldkirch (Voralberg). "Wir pflegen im Dreieck zwischen St. Gallen, Feldkirch und Ravensburg einen intensiven fachlichen Austausch", berichtet Dr. Faust. "Es ist eine hervorragende Kooperation innerhalb der Vierländerregion Bodensee", lobt er das Zusammenspiel über Landesgrenzen hinweg.