Ein fröhlicher Abend kann im Alptraum enden

Ein lustiger Abend im Kreis von Bekannten, es wird getanzt und es fließt auch das eine oder andere Glas Alkohol. Aber manchmal endet eine fröhliche Feier in einem Alptraum. Unsichtbare Drogen, so genannte „K.o.-Tropfen“, in Drinks enthemmen und schalten zugleich die Erinnerung an Erlebtes aus. Neues bleibt nur für wenige Minuten im Gedächtnis - mit fatalen Folgen. Tipps und Hilfe in solchen Fällen bietet ein Flyer der Initiative gegen sexuelle Gewalt. Beteiligt sind die Frauenklinik am EK, die Polizei, die Beratungsstellen „Frauen und Kinder in Not e.V.“ und „Brennnessel“ sowie der Schülerrat Ravensburg und der Jugendgemeinderat Weingarten.

Sie unterstützen gemeinsam die Initiative „Gefahr im Glas“, die vor K.o.-Tropfen auf Partys warnt (von links nach rechts): die Bürgermeister Simon Blümcke und Alexander Geiger, Kriminaloberrat Michael Schrimpf, Oberärztin Dr. Angelika Müller, Juliane Bopp und Cora Bures von den Beratungsstellen, Gian-Luca Orecchioni und Alina Nußbaum vom Schülerrat Ravensburg sowie Marvin Thunler und Bassim Kheir vom Jugendgemeinderat Weingarten.

Die 19-jährige Anna ist mit Freunden unterwegs. Der Abend wird mit viel Alkohol gefeiert. Als ihre Freundin um 03.00 Uhr morgens nach Hause möchte, ist für sie der Abend noch lange nicht vorbei. Ausgelassen tanzt sie mit dem neuen Bekannten aus der Diskothek. Am nächsten Morgen wacht sie in einer fremden Wohnung auf. Angezogen- aber die Unterwäsche in ihrer Jeanstasche. Sie kann sich an nichts mehr erinnern. So oder so ähnlich berichten Betroffene. Die Polizei kennt diese Fälle aus der Praxis. Häufig werden an den wehrlosen Opfern sexuelle Handlungen vorgenommen. "Wichtig ist dass man auf sein Getränk achtet und an rumgereichten Getränken nicht nippt", rät Kriminaloberrat Michael Schrimpf, Leiter des Referates Prävention des Polizeipräsidiums in Konstanz. "In Discotheken finden manchmal keine Ausweiskontrollen statt, dies hat zur Folge das vor allem unerfahrene junge Mädchen betroffen sein können. Auch Eltern sollten sensibler auf Verhaltensveränderungen ihrer Kinder achten, damit schnellstmöglich reagiert werden kann", ergänzt Alina Nußbaum vom Schülerrat Ravensburg.

Betroffene junge Frauen sollten sich umgehend bei der Polizei melden. Denn sexueller Missbrauch ist umso schwieriger zu beweisen, je länger die Tat zurück liegt. Ko- Tropfen sind beispielsweise bereits nach ein bis drei Tagen im Körper nicht mehr nachzuweisen. "Vor allem junge Mädchen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren sind betroffen. Meistens können sie hinterher nicht mehr mit Gewissheit sagen, ob es zur einer Vergewaltigung gekommen ist", erklärt Dr. Angelika Müller.

Die Oberärztin der Frauenklinik am EK wurde im Jahr 2006 auf das Problem aufmerksam. Damals mussten auffallend viele Jugendliche in der Frauenklinik behandelt werden, weil sie auf Festen und Veranstaltungen Opfer von sexueller Gewalt wurden. Für Dr. Müller war es Anlass, den Anstoß für die Initiative zu geben.

Der Schülerrat Ravensburg und der Jugendgemeinderat Weingarten tragen die Aktion mitten hinein in die betroffenen Altersgruppen. Am besten, so die übereinstimmende Meinung, wäre es, die Flyer würden nicht nur in den Schulen, sondern auch vor allen Bars und Diskotheken ausliegen. Unterstützung erfährt die Initiative auch von Simon Blümcke, Erster Bürgermeister der Stadt Ravensburg, und Alexander Geiger, Bürgermeister der Stadt Weingarten.

Die Beteiligten sind sich sicher, verstärkte Aufklärung und Sensibilisierung bei Jugendlichen ist ein wichtiger Schritt bei der Bekämpfung von sexueller Gewalt. Aber auch junge Männer und Eltern sollen angesprochen werden. Denn Aufmerksamkeit und Zivilcourage können oftmals schlimmeres verhindern.