Der interne Stabwechsel in einem seltenen Fach gilt als Glücksfall

Mit einer Festveranstaltung hat die Oberschwabenklinik den Chefarzt der Klinik für Neuroradiologie am Krankenhaus St. Elisabeth, Dr. Nico Prey, nach über 30 Jahren ärztlicher Tätigkeit am EK verabschiedet. Sein bisherigen Stellvertreter Dr. Alfons Bernhard wurde als Nachfolger eingesetzt. Dass eine solche interne Stabübergabe möglich ist, sei ein Glücksfall, sagte OSK-Geschäftsführer Dr. Sebastian Wolf vor über 100 Gästen. Für die invasive Neuroradiologie, wie sie am EK betrieben wird, gibt es deutschlandweit nur wenige Spezialisten.

Stehende Ovationen für einen verdienten und beliebten Chefarzt: Von links Dr. Nico Prey, sein Nachfolger Dr. Alfons Bernhard, Erste Landesbeamtin Eva-Maria Meschenmoser und Geschäftsführer Dr. Sebastian Wolf.

Die Neuroradiologie sei ein Element der meist den Unversitätskliniken vorbehaltenen Maximalversorgung und für das EK ein "Schüsselfach", betonte Dr. Wolf. Die Neuroradiologen, die diagnostisch Bilder aus der Computer- und Kernspintomographie befunden sowie mit Coils und Mikrokathetern in den Blutgefäßen des Gehirnes auch therapeutisch tätig sind, arbeiten eng mit dem Schlaganfallzentrum und dem Gefäßzentrum sowie mit den Kliniken für Neurochirurgie und für Radiologie zusammen.

Als Dr. Prey 1979 als PJ-Student erstmals ans EK kam, sei die Computertomographie gerade erst im Entstehen gewesen, blickte er zurück. "Ein CT hat 15 Minuten gedauert, heute sind es zwei", schilderte er den Fortschritt. 1992 hat Dr. Prey die Leitung der Neuroradiologie übernommen. Am EK bestand eine der bundesweit ersten Neuroradiologien außerhalb der Unikliniken. "Seither hat sich das Fach von einem diagnostischen zu einem auch therapeutischen entwickelt", so Dr. Prey.

Am EK wurde wie an anderen großen Häusern Pionierarbeit geleistet. Zur Seite stand Dr. Prey bereits in jenen Jahren Dr. Alfons Bernhard, der 1988 ans EK kam. Zusammen haben sie 2010 als jüngste Neuerung am EK die Thrombektomie eingeführt. "Eine Revolution in der Schlaganfallbehandlung", so Dr. Bernhard. Im vergangenen Jahr wurden bei über 100 Patienten Thromben in Arterien im Gehirn mechanisch entfernt. Wie sein Vorgänger betont Dr. Bernhard die enge Zusammenarbeit nicht nur mit dem Schlaganfallzentrum am EK, sondern auch mit den Kliniken in Sigmaringen, Biberach und Friedrichshafen.

Dem Wirken von Dr. Prey ist es zu verdanken, dass das EK mit seiner Neuroradiologie überregional über ein medizinisches Alleinstellungsmerkmal verfügt, betonte Eva-Maria Meschenmoser, die Erste Landesbeamtin des Landkreises Ravensburg. Auf das "Urgestein" Dr. Prey folge mit Dr. Bernhard ein weiteres Urgestein. "Bei diesem Chefarztwechsel bewahrheite sich einmal mehr, dass es entscheidend auf die Menschen ankommt, die einem Krankenhaus arbeiten", sagte Meschenmoser.

Angesichts der wachsenden Zahl älterer Menschen und immer besserer technischer Möglichkeiten wird die Neuroradiologie an Bedeutung gewinnen, prophezeit Dr. Bernhard. Neben ihm ist Oberärztin Nadine Strümpel interventionell tätig. Dr. Prey steht weiterhin noch für Dienste zur Verfügung. Mit Dr. Alexander Müller ist wieder ein dritter Facharzt zum Team gestoßen. Ihn will Dr. Bernhard ebenfalls zum interventionell tätigen Neuroradiologen weiterbilden. Da Neuroradiologen auf dem Arbeitsmarkt kaum zu bekommen sind, kümmert sich der Chefarzt wie vor ihm Dr. Prey selbst um den fachärztlichen Nachwuchs.

"Ein richtig guter Typ", charakterisierte Prof. Dr. Dietmar Bengel, Chefarzt der Klinik für Neurologie und des Schlaganfallzentrums am EK, den scheidenden Kollegen. "Eine großartige Leistung", lobte Prof. Bengel sein Lebenswerk. Dr. Prey habe am EK die Grundlage für eine gute Entwicklung der "Neuro-Fächer" insgesamt gelegt. Mit launigen Worten ging Prof. Bengel auch auf das Hobby von Dr. Prey ein, der in seiner Freizeit Autorennen bestreitet und unter anderem auch in der Formel V angetreten ist. In Anspielung darauf hatte Dr. Wolf das Abschiedsgeschenk gewählt: eine eher entschleunigte Bodenseefahrt auf dem Raddampfer "Hohentwiel".