Der 3-Tesla-MRT: Ein Hightech-Riese für die Radiologie

Der neue Supermagnet ist gelandet: Knapp ein Jahr dauerte der Beschaffungsprozess für den neuen Magnetresonanztomographen des St. Elisabethen-Klinikums, seit Dienstag ist das je 2,40 Meter breite und hohe sowie 1,70 Meter tiefe Hightech-Gerät namens „Lumina 3 Tesla“ endlich im Haus – respektive seine Einzelteile. Mittels eines mobilen Krans wurde die 7,2 Tonnen schwere Magnetspule, Kernstück des MRT, aus einem Lastwagen gehievt und kurz vor dem südlichen Seiteneingang auf Lastenverteilplatten gelegt. Der dortige Parkplatz musste dafür gesperrt werden, die Raucher für ein paar Stunden weichen. Weiter ging es auf Rollen zum Haupteingang, wo aufgrund der Punktlast und mit Rücksicht auf die Fußbodenheizung 60 Kilo schwere Stahlplatten für den Transfer ausgelegt wurden, und von dort in die Radiologie. Dort wird der MRT bis in zwei Wochen installiert sein und in etwa vier Wochen in Betrieb gehen - in direkter Nachbarschaft des weiterhin existierenden 1,5-Tesla-Scanners.

Auch Radiologie-Chefarzt Prof. Dr. Martin Heuschmid freut sich über die Anlieferung des 3-Tesla-Scanners.

Das EK hat damit erstmals in seiner Geschichte zwei hochmoderne Magnetresonanztomographen, ein Meilenstein für die Medizin in Oberschwaben. Der 3-Tesla-Scanner, ein Produkt von Siemens Healthineers, ist wie das gleichnamige US-Elektroauto nach dem serbischen Physiker, Erfinder und Elektroingenieur Nikola Tesla benannt und feierte 2018 in der Radiologie München Weltpremiere. Seine Geräteöffnung hat einen Durchmesser von stattlichen 70 Zentimetern, zehn Zentimeter größer als herkömmliche Geräte, was für deutlich mehr Patientenkomfort sorgt. Etwa 1,5 Millionen Euro kostete der „Lumina“, den Geräterekord an der OSK aber hält er damit nicht – die beiden Linearbeschleuniger für die Strahlungstherapie kommen jeweils auf 1,7 Millionen Euro, der drei Jahre alte 1,5-Tesla-Scanner, der nun gleichzeitig ein Update bekommt, kostete 750 000 Euro. Ein CT ist mit 400 000 bis 500 000 Euro dagegen vergleichsweise günstig.

 

„Die größte Herausforderung beim Einbau war neben dem Transport, für den die Firma aufgrund der notwendigen Helium-Kühlung nur vier Stunden Zeit hatte, auch das starke Magnetfeld der Spule. Damit die angrenzenden Räume und elektronischen Geräte im späteren Betrieb keine Schäden erleiden, musste der Raum mit einer Kupferschutzhülle abgeschirmt und isoliert werden“, sagt Martin Stürzl-Rieger, Leiter des Facility Managements der OSK. Mit zwei Millimeter dickem Stahlblech wurde ein Faradayscher Käfig gebildet.

 

Für die Oberschwabenklinik bedeutet die Investition in den Hightech-Giganten einen Quantensprung. Radiologie und Neuroradiologie können künftig doppelt so viele Patienten betreuen und profitieren von einer noch präziseren Bildgebung. „Das stärkere Magnetfeld hat natürlich Einfluss auf die Bilderzeugung und -qualität. Wir werden künftig hochauflösender, schneller und qualitativ hochwertiger untersuchen können, und das erhöht wiederum die diagnostische Genauigkeit, egal, ob wir Bilder von Gehirn, Gelenken, Wirbelsäule oder Prostata machen“, sagt Prof. Dr. Martin Heuschmid, Chefarzt für Radiologie am EK. Zudem kostet die Messung großer Körperbereiche oder gar ein Ganzkörper-Scan mitunter deutlich weniger Zeit - und erspart den Patienten damit langes Stillliegen in der lauten Röhre.

 

Kleinste Strukturen aus allen Bereichen des Körpers lassen sich mit dem 3-Tesla-MRT schnell und mit höchster Auflösung darstellen. Dr. Alfons Bernhard, Chefarzt der Klinik für Neuroradiologie am EK, betont den großen diagnostischen Nutzen bei Erkrankungen von Gehirn und Rückenmark – Gefäßerkrankungen, Ursachen einer Epilepsie, entzündliche Erkrankungen des Nervensystems, Tumoren, Mikrometastasen und viele weitere Erkrankungen können mit dem 3-Tesla-MRT besser erkannt werden. Die Möglichkeiten der modernen Neurodiagnostik werden insgesamt erheblich erweitert. Auch Kinder profitieren von den leistungsfähigen Scannern am EK. Gerade für die ganz Kleinen, denen das Stillhalten besonders schwerfällt, sind die verkürzten Untersuchungszeiten eine echte Erleichterung.

 

„Außerdem werden wir künftig bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion zunehmend kontrastmittelfreie Angiographie-Techniken zur Gefäßdarstellung einsetzen können“, sagt Heuschmid. Spannend für die Patienten sei auch, dass sie durch visuelle Darstellungen und Projektionen an der Wand Ablenkung von den Klopfgeräuschen und der kühlen, nüchternen Umgebung im Diagnoseraum gewinnen. Wer etwa mit seinem Oberkörper draußen liegt, während sein Bein gescannt wird, kann zum Beispiel in einen illuminierten Wolkenhimmel blicken. Nervosität oder Bewegungen des Patienten werden so reduziert, wobei die modernen MRT-Techniken die Bewegungen des Zwerchfells prinzipiell weitestgehend herausrechnen.

 

Heuschmid freut sich auf das neue Arbeitsgerät. „Der 3-Tesla-MRT-Scanner erzeugt ein Magnetfeld, das etwa 60 000 Mal so stark ist wie unser Erdmagnetfeld und doppelt so stark wie das des 1,5er-MRTs. Das ist eine Evolutionsstufe mehr. Wir sind und bleiben damit am St. Elisabethen-Klinikum ein Schrittmacher für Innovation in unserer Region“, erklärt er. Unabhängig von der Power des Lumina sei ein zweites Gerät ein Segen für die Radiologie. „Wenn es einen Ausfall gab oder Wartungen anstanden, konnten wir bis dato keine Bilder machen. Jetzt wird immer ein MRT im Einsatz sein, zumeist sogar zwei – ein großer logistischer Vorteil für unsere Patienten und Zuweiser.“ 

 

Magnetresonanztomographie (MRT)

Die Magnetresonanztomographie (MRT) – auch als Kernspintomographie oder MRI bezeichnet – ist ein diagnostisches Verfahren zur Erzeugung von Schnittbildern des menschlichen Körpers. Im Unterschied zur Computertomographie (CT) erfolgt dies ohne Einsatz von Röntgenstrahlung in einem Magneten mit hoher Feldstärke. Es werden Radiowellen erzeugt und durch den Körper, der im Magneten liegt, geschickt. Diese elektromagnetischen Wellen führen zur Ausrichtung bestimmter Atomkerne (Wasserstoffkerne) im Magnetfeld. Bei der Rückkehr der Kerne in den Normalzustand senden diese ein Signal aus, das eingefangen und in Form von Bildern dargestellt wird. Computergesteuert können so unterschiedliche Gewebe, aber auch krankhafte Veränderungen wie Tumoren dargestellt werden. Zur besseren Beurteilung bestimmter Gewebe (z.B. Tumorgewebe, entzündlich verändertes Gewebe) wird manchmal ein metallhaltiges Kontrastmittel (meist ein Gadolinium-Präparat) über eine oberflächliche Vene verabreicht. Die MRT hat einen besonderen Stellenwert in der Beurteilung von Gehirn und Rückenmark sowie von Gelenken, Weichteil-, Leber und Nebennierentumoren sowie Gallengangserkrankungen.