Auslandseinsätze - Auszubildende arbeiten im Ausland und berichten von ihren Erfahrungen

Veronika Taufratshofer, 22 Jahre, und Erona Demelezi-Murati, 24 Jahre, machen derzeit eine Ausbildung zu Gesundheits- und Krankenpflegerinnen im Westallgäu-Klinikum in Wangen der Oberschwabenklinik. Im zweiten Ausbildungsjahr bietet die Gesundheits- und Krankenpflegeschule Wangen die Möglichkeit einen vierwöchigen Auslandeinsatz zu machen. Diese Chance nutzten die beiden Auszubildenden und sammelten während ihrer Zeit im Ausland wertvolle Erfahrungen.

Warum habt ihr euch für einen Auslandseinsatz entschieden und in welchem Land seid ihr gewesen?

Erona Demelezi-Murati: Albanien ist mein Heimatland. Da meine Oma in Kosovo wohnt, war es für mich praktisch dort einen Auslandseinsatz zu machen und während der Zeit bei ihr zu wohnen. Außerdem wollte ich Erfahrungen sammeln und nicht nur den deutschen Pflegealltag kennen lernen.

Veronika Taufratshofer: Schon im Vorstellungsgespräch habe ich erfahren, dass wir im zweiten Ausbildungsjahr einen Auslandseinsatz machen können. Da ich eine Vorliebe zum Reisen habe und andere Gesundheitssysteme und Kulturen anderer Länder kennen lernen möchte, war für mich von da an klar, dass ich diese Gelegenheit nutzen werde. Ich bin in dem Land Peru gewesen.

Wie lief die Bewerbung für die Praxisstelle ab?

Erona Demelezi-Murati: Meine Bewerbung lief einfach ab. Da mein Vater in dem Krankenhaus, wo ich auch meinen Auslandseinsatz absolviert habe, früher gearbeitet hat, organisierte er für mich telefonisch die Praxisstelle. Ich musste dann nur noch meinen Schülerausweis und meinen Arbeitsvertrag als Kopie dem Krankenhaus in Kosovo zuschicken.

Veronika Taufratshofer: Zunächst entschied ich mich nach Peru zu gehen, um dort in einem Krankenhaus zu arbeiten. Bei der Suche nach einer Praxisstelle unterstützte mich eine Organisation aus dem Internet. Meine Bewerbung konnte ich auf Englisch oder Spanisch abgeben. In der Bewerbung waren mein Schülerausweis, eine Kopie von meinem Arbeitsvertrag, mein Lebenslauf, mein Führungszeugnis und der Nachweis über eine Auslandsversicherung enthalten. Außerdem musste ich einen Spanisch-Test bestehen und diesen auch als Nachweis mitschicken. Nach ca. vier bis fünf Wochen bekam ich meine Zusage.

Hattet ihr sprachliche Barrieren:

Erona Demelezi-Murati: Nein, da es meine Muttersprache ist. Schwierigkeiten hatte ich nur mit den medizinischen Fachbegriffen.

Veronika Taufratshofer: Nein, ich auch nicht. Was mir schwer fiel war, den Dialekt zu verstehen. Aber im Allgemeinen war es kein Problem sich zu verständigen.

Wie hat euch der Auslandeinsatz gefallen?

Erona Demelezi-Murati: Super finde ich, dass die Gesundheits- und Krankenpflegeschule in Wangen dies überhaupt anbietet. Wenn ich jedoch noch einmal entscheiden könnte, wohin ich gehe, dann würde ich mich für eine andere Region oder sogar für ein anderes Land entscheiden. Die Lebensverhältnisse unterscheiden sich von denen in Deutschland deutlich. In Kosovo ist es beispielsweise leider noch so, dass die Frauen dort fast nichts zu sagen haben und die Arbeitsbedingungen nicht so gut sind. Außerdem hatte ich mindestens immer eine 48-Stunden-Woche. Das war zu viel für mich. Es ist auch oft vorgekommen, dass der Strom ausgefallen ist oder kein warmes Wasser kam. Nach diesen vier Wochen in Kosovo schätze ich Deutschland viel mehr. Allein aus dem Grund, dass es in Deutschland eine Krankenversicherung gibt.

Veronika Taufratshofer: Ich habe gelernt, auch mit wenig Medikamenten oder Laborequipment gut aus zu kommen. Da die vorhandenen Mittel im Krankenhaus sehr knapp sind, musste ich viel improvisieren. Die Zusammenarbeit mit den Ärzten und Mitarbeitern war super. Ich wurde als Praktikant sehr fair behandelt und durfte auch eigenverantwortliche Aufgaben übernehmen. Außerdem konnte ich in der Zeit im Ausland sehr viele wertvolle Erfahrungen sammeln und in meiner Freizeit das Land bereisen. Im Gegensatz zu Deutschland sind die Lebensverhältnisse in Peru ärmlicher. Das machte mir jedoch nichts aus.

Und würdet ihr einen Auslandseinsatz weiter empfehlen?

Erona Demelezi-Murati: Ja, einen Auslandseinsatz zu machen empfehle ich jedem weiter, aber nicht in Kosovo.

Veronika Taufratshofer: Ich bin der Meinung, dass man etwas von der Welt sehen sollte und empfehle es jedem weiter, der mutig, selbstständig und selbstbewusst ist.