Notaufnahme des EK für Coronavirus gewappnet

In der Notaufnahme des St. Elisabethen-Klinikums in Ravensburg ist mit Arbeitsanweisungen genau geregelt, was im Falle eines Verdachts auf den Coronavirus zu tun ist.

Dr. Kerstin Kunz, Chefärztin der zentralen Notaufnahme, erklärte vor der Presse am Beispiel eines fiktiven Patienten den Ablauf, wenn jemand mit verdächtigen Symptomen in die Notaufnahme kommt.

 

Wie alle anderen Patienten auch, wird der Patient zunächst an der Anmeldung administrativ aufgenommen. Anschließend erfolgt die übliche Triage. Hierbei wird von medizinischem Fachpersonal die Dringlichkeit der Behandlung eingeschätzt. Anhand von Vitalzeichen wie Blutdruck und Temperatur wird entschieden, wie wichtig eine sofortige Behandlung ist. Dabei werden bei jedem Patienten zum Schutz der Mitarbeiter stets bestimmte Hygienevorschriften eingehalten. Dazu gehört  ein Sicherheitsabstand von etwa einem Meter. Damit soll grundsätzlich und unabhängig von aktuellen Erscheinungen wie dem Coronavirus eine Ansteckung und mögliche Verbreitung infektiöser Krankheiten verhindert werden. Dazu zählen auch die Grippe oder Magen-Darm-Infekte.

Während der Triage werden dem Patienten bestimmte „Indikatorfragen“ gestellt. Beispielsweise wird erfragt, ob sich der Betroffene kürzlich in einem Risikoland, wie derzeit China, aufgehalten hat. Die Indikatorfragen und Risikobereiche werden nicht vom einzelnen Krankenhaus, sondern vom bundesweit zuständigen Robert-Koch-Institut (RKI) festgelegt, mit dem das EK ständig vernetzt ist. Die Homepage des RKI ist auch öffentlich einsehbar.  

Gibt ein Patient an, dass er unter Atemwegsproblemen leidet und sich vor Kurzem in China aufgehalten hat oder Kontakt mit einer vom Coronavirus infizierten Person hatte, wird ein vorab festgelegter Arbeitsablauf in die Wege geleitet. Zunächst wird der Dienstarzt der Inneren Medizin über den Verdachtsfall informiert. Dieser kommt in Schutzkleidung (Schutzkittel, Handschuhe, Mund-Nasen-Schutz) in das Behandlungszimmer und klärt den Patienten über das weitere Vorgehen auf. In den ersten Schritten wird auch geklärt, ob der Patient von Angehörigen in die Notaufnahme gefahren wurde oder mit dem Taxi oder Rettungsdienst kam. Möglicherweise hat er bereits andere Personen infiziert, die nun ebenfalls untersucht werden müssen.  Intern wird zusätzlich aufgelistet, welche Mitarbeiter der Klinik mit dem Betroffenen bereits in Kontakt gekommen sind.

Im nächsten Schritt wird die möglicherweise mit dem Coronavirus infizierte Person in ein spezielles Isolierzimmer gebracht, schildert Dr. Kunz den Verlauf.  Das sei ebenfalls ein standardmäßiges Vorgehen beim Verdacht auf eine infektiöse Krankheit wie auch die Grippe eine ist. Die Notaufnahme des EK verfügt über ein spezielles Isolierzimmer mit einer Luftschleuse. Für eine Häufung von Fällen ist jedes Behandlungszimmer der Notaufnahme so ausgelegt, dass es als Isolierzimmer verwendet werden kann, da kein Luftaustausch zwischen den Zimmern stattfindet.

Bei der Untersuchung werden Abstriche aus Nase und Rachen entnommen, gegebenenfalls auch Spucke und zur Untersuchung an ein Labor in Berlin geschickt. Bis zum Ergebnis dauert es einige Tage, da es für den Coronavirus keinen Schnelltest gibt. Zusätzlich wird das Gesundheitsamt über den Verdachtsfall namentlich informiert. Bis zum Ergebnis der Untersuchung wird dem Patienten ein stationärer isolierter Aufenthalt im Krankenhaus empfohlen. Bei einem positiven Befund wird entsprechend der Symptome behandelt und es werden die Hygienevorschriften entsprechend der Isolierung weiter eingehalten.

Der Coronavirus wird per Tröpfcheninfektion übertragen. Dr. Kunz empfiehlt daher, sich regelmäßig gründlich die Hände zu waschen und zu desinfizieren. Niesen solle man am besten in die Ellbeuge oder in ein Taschentuch, keinesfalls aber in die offene Hand, die man dann einem anderen reicht.

Bleibt noch die von den Journalisten viel gestellte Frage, wie gefährlich das Virus ist. Dr. Kunz verweist darauf, dass sich das nur angesichts der aktuell vorliegenden Informationen abschätzen lässt. Auf dieser Grundlage hält auch sie wie die meisten Experten eine Pandemie in Deutschland, also eine massenhafte Verbreitung,  für eher unwahrscheinlich. Dr. Kunz warnt vor Panikmache. Die Erkrankung verlaufe ähnlich wie eine Lungenentzündung in der Regel wohl harmlos. Gefährdet könnten allerdings Personen mit Vorerkrankungen oder einem schwachen Immunsystem sein.