Evangelische Klinikseelsorgerin am EK eingeführt - Der Patient ist mehr als die Summe seiner Daten

„Gerade im Krankenhaus erwarten die Menschen, dass Kirche für sie da ist“, betont Sybille Silber, die neue evangelische Seelsorgerin am St. Elisabethen-Klinikum in Ravensburg.

Im Krankenhaus würden die Menschen eine Welt erleben, die funktionieren muss, die vielfach optimiert ist. „Aber Patienten fühlen sich nicht als Summe digital erfasster medizinischen Daten, sondern als Menschen“, unterstrich die Pfarrerin bei ihrer Einführung in der Kapelle des EK.

 

Schmerz, Freude, Enttäuschung, Einsamkeit – die Gefühlswelt im Krankenhaus sei vielfältig. „Wir bringen die Dimension des Glaubens und der Hoffnung mit“, beschrieb Sybille Silber die Rolle der Seelsorge. Mal trete dieser Hintergrund deutlicher hervor, dann wieder zurückhaltender. Je nach Situation. Ein Gespräch öffne immer auch einen „inneren Raum“. Gerade für Menschen, die im Krankenhaus Einsamkeit erfahren.

 

 

Seelsorge muss erreichbar, ansprechbar und präsent sein, betonte Sybille Silber. Die Seelsorgerin weiß es aus ihrer Zeit am Krankenhaus Herrenberg, wo sie zwölf Jahre lang wirkte. Die Erfahrungen bringt die gebürtige Stuttgarterin mit nach Ravensburg. Auch, dass die Ökumene in der Klinikseelsorge einen hohen Stellenwert besitzt. „Gute, intensive Erfahrungen“ habe sie in der ökumenischen Zusammenarbeit gemacht.

Sätze, die man am EK gerne hört. „Froh und dankbar“ zeigte sich der katholische Seelsorger Dieter Sasser darüber, dass Sybille Silber die Nachfolge der in die Gemeindeseesorge nach Blaubeuren gewechselten Irene Palm antritt. Die beiden Pfarrer bilden gemeinsam mit den Franziskanierinnen Schwester Gisela und Schwester Myria das Seelsorgeteam am EK. Klinikseelsorge sei ein Feld, das immer wieder neu zu bestellen ist, in dem es immer wieder neuer Akzente brauche, sagte Pfarrer Sasser. Er überreichte Pfarrerin Silber als Willkommensgeschenk eine Biographie der Heiligen Elisabeth von Thüringen, der Namenspatronin des EK.

„Einsamkeit ist eine Not, die viele Menschen in der Situation der Krankheit erfahren“, meinte Dr. Friedrich Langsam, Dekan des evangelischen Kirchenbezirkes Ravensburg. „Es ist eines der Werke der Barmherzigkeit, Kranke zu besuchen.“ Menschen bräuchten ein Signal, „du bist nicht vergessen“. Dankbar sei man seitens der Kirche dafür, dass das EK mit der Kapelle einen Raum besitzt, der eine Mitte des Hauses konstituiert. Höchstes Lob spendete der Kapelle, einem „Raum mit starker Resonanz und Aussage“, auch Sybille Silber. „Einladend, weil ganz und gar nicht bedrängend“ empfindet sie die Kapelle, und „bergend zugleich“.

Für Dr. Sebastian Wolf, den Geschäftsführer der Oberschwabenklinik, ist die Kapelle des EK auch ein Sinnbild für die Wurzeln des 1901 eröffneten Krankenhauses. In der fast 120-Geschichte des EK sei nichts so beständig wie der Wandel gewesen, auch bei den Belegschaften. Doch daneben gebe es die großen Konstanten, eben die Wurzeln des EK. Eine davon sei die Einstellung der Beschäftigten des EK zu ihrer Arbeit. Der Geschäftsführer dankte der evangelischen Kirche, dass die Seelsorgestelle wieder besetzt worden ist. Auch damit werde eine Wurzel des EK gepflegt.