Die OSK schult weiteres Personal für Intensiveinsatz

Seit spätestens Mitte März ist das Wort „Corona“ in aller Munde. Unaufhaltsam näherte sich das SARS-COV-2-Virus Europa und somit auch Deutschland. Horrormeldungen von überlasteten Kliniken und Intensivstationen in Italien und anderen Ländern häuften sich. Um solch dramatische Situationen möglichst zu vermeiden, ergriff man in Deutschland verschiedene präventive Maßnahmen. Mehr Personal und Betten sollen für die Versorgung von Corona-Patienten vorgehalten werden.

Auch bei der Oberschwabenklinik hat man auf die steigenden Infektionszahlen reagiert. Durch Verschiebungen von planbaren, nicht dringlichen Eingriffen und Behandlungen konnte man im St. Elisabethen-Klinikum in Ravensburg 12 zusätzliche Beatmungsplätze schaffen, am Westallgäu-Klinikum in Wangen vier. Insgesamt können so an der Oberschwabenklinik verbundweit 53 Patienten beatmet werden.

Zusätzlich gibt es 60 Plätze ohne Beatmungsmöglichkeit auf der Intermediate-Care-Station. Ebenso wichtig, wie die Erhöhung der Intensivkapazitäten ist genügend und geschultes Personal. Ganze Stationen wurden geschlossen, um mehr Mitarbeiter für die Versorgung von Covid-19-Patienten zur Verfügung zu haben. Ein Teil dieser Pflegekräfte wird auf den speziell dafür eingerichteten Isolierstationen eingesetzt, ein anderer Teil auf den Intensivstationen.

OSK-weit werden spezielle Schulungen in Hygiene, Intensivpflege und Intensivmedizin für die Mitarbeiter angeboten. Über 800 OSK-Mitarbeiter aus allen Bereichen (Pflege, Ärzte, Technik, Therapie, Transportdienst, Reinigung, Lagerwirtschaft u. w.) haben bisher an den täglich durchgeführten Hygieneschulungen teilgenommen. Hier lernen die Mitarbeiter das An- und Ablegen von Schutzkleidung, insbesondere der FFP-2 Masken.

Weitere Themen sind die Flächendesinfektion, Entsorgung von Wäsche und Abfall, Patiententransport und natürlich die Händehygiene. Helmut Wägeling, externe Hygienefachkraft vom Deutschen Beratungszentrum für Hygiene an der Oberschwabenklinik, beantwortet gerne die offenen Fragen der Anwesenden. „Wir haben aber auch Anregungen und Tipps zur praktischen Nutzung der Schutzkleidung und Abläufen aus den definierten Covid-19 Bereichen von Teilnehmern erhalten und in den anderen Häusern weitergegeben“, sagt Helmut Wägeling.

Die Pflegekräfte werden zusätzlich in die Besonderheiten der Intensivpflege eingewiesen. Frank Sauter, Leiter der Intensivstationen in Ravensburg, und Sabine Cargiet, stellvertretende Leitung der operativen Intensivstation, führen die Mitarbeiter über die Intensivstation und erklären ihnen die Besonderheiten der Intensivpflege.

„Ganz klar wird aber die Fachpflege, dazu gehören unter anderem die Überwachung der Beatmungsgeräte und Medikamentenverabreichung, von den Intensivfachkräften übernommen. Das zusätzliche Personal unterstützt diese überwiegend in der Grundpflege“, erläutert Frank Sauter. „Sollte es tatsächlich zu einem hohen Aufkommen von schwerstkranken Covid-19-Patienten kommen, ist das eine große Unterstützung für das vorhandene Personal“, so Sauter weiter.

Über 100 Ärzte wurden speziell geschult. Von erfahrenen Oberärzten erfuhren sie in zwei Stunden viel über Covid-19 und Intensivtherapie. Des Weiteren gab es eine zweistündige praktische Einheit in Kleingruppen auf der Intensivstation. Einige der Ärzte hatten schon intensivmedizinische Vorerfahrung, einige gar keine und bei einigen ist es schon lange her. „Es macht Sinn, dass viele daran teilnehmen und wir freuen uns über jede und jeden, der mitmacht“, so Prof. Florian Seeger, Chefarzt der Klinik für Kardiologie am St. Elisabethen-Klinikum.

Natürlich können die so geschulten Ärztinnen und Ärzte keine erfahrenen Intensivmediziner ersetzen. „Aber sie assistieren und arbeiten mit dem Stammpersonal zusammen. Im Laufe der Zeit und mit fortlaufender Erfahrung werden sie immer selbständiger“, erläutert Seeger.

So bringt die Krise trotz aller Einschränkungen im Klinikalltag auch etwas Gutes mit sich. „Ich denke, dass durch diese Aktionen und Schulungen der interdisziplinäre Zusammenhalt gestärkt wird. Der Großteil der Kolleginnen und Kollegen in der Pflege wie auch im ärztlichen Dienst ist hochmotiviert und packt gerne mit an“, versichert Prof. Seeger zum Schluss.

Bildunterschrift: Johannes Hildebrand, Oberarzt der Klinik für Kardiologie und internistische Intensivmedizin, erklärt zwei Assistenzärzten das Beatmungsgerät.